Abschwung: Spanien schlittert immer tiefer in die Krise
Die Zahl der Arbeitslosen steigt, die Schulden im Staatshaushalt ebenfalls.
Madrid. Die Schlangen vor Spaniens Arbeitsämtern werden immer länger: Jeder fünfte arbeitsfähige Bürger ist inzwischen ohne Job. Vor den Suppenküchen im ganzen Land warten täglich tausende arme Seelen auf eine warme Mahlzeit. Denn im Königreich Spanien gibt es wieder Menschen, die Hunger leiden. "Und es werden immer mehr", berichtet ein Caritas-Sprecher in Madrid.
Unzweifelhafte Signale, dass sich die viertgrößte Volkswirtschaft der Eurozone in einer abgrundtiefen Krise befindet. Nun gab es auch noch einen Denkzettel der Ratingagentur Standard & Poor’s (S&P), der die Märkte und die Regierung erzittern ließ.
Die Analysten stuften Spaniens Kreditwürdigkeit herab. Sie glauben nicht, dass der sozialistische Ministerpräsident Jose Luis Zapatero das gigantische Haushaltsloch, wie versprochen, bis zum Jahr 2013 stopfen kann.
Da half es wenig, dass Zapatero versicherte: "Es gibt Anzeichen, dass es wieder aufwärts geht, und wir die Rezession hinter uns lassen." Die Mehrheit des Volkes teilt diesen Optimismus nicht, wie Umfragen zeigen.
S&P ließ Spaniens Noten von AA+ auf AA fallen, zwei Stufen weniger als Deutschland, das noch die Bestnote AAA hält. Spaniens AA für die Qualität langfristiger Staatsanleihen ist keineswegs schlecht, bedeutet in Worten etwa: "Sichere Anlage mit nur leichtem Ausfallrisiko". Erst recht nicht verglichen mit dem Wackelkandidaten Portugal, der mit A- schon vier Noten darunter liegt. Oder mit dem Pleiteland Griechenland, welches mit BB+ ("spekulative Anlage") Staatsanleihen nur noch gegen Horrorzinsen absetzen kann.
Aber Spaniens Doppel-A ist offenbar nicht gut genug, um die Finanzmärkte zu beruhigen. Der Zinssatz für spanische Staatsanleihen kletterte auf rund 4,3 Prozent. Zum Vergleich: Deutschland kann seine 10-jährigen Bundeanleihen mit etwa drei Prozent Zinsen absetzen.
Vize-Regierungschefin Maria Teresa Fernandez de la Vega sieht jedoch keine Gefahr: "Wir machen unsere Hausaufgaben und wir machen sie gut." 2009 explodierte Spaniens Etatminus auf 11,2 Prozent des Bruttoinlandsproduktes (BIP). Sechs Mal mehr als 2007, als der vom Immobilienrausch angetriebene Wirtschaftsmotor noch halbwegs brummte. Die Geschwindigkeit des Schuldenmachens Spaniens besorgt, auch wenn der Gesamtschuldenstand gemessen am BIP in 2009 mit 53 Prozent noch unter dem Eurozonen-Schnitt von 78 Prozent lag.
Doch das könnte sich schnell ändern. Wenn Spaniens Einsparpaket von 50 Milliarden Euro, an dessen Wirksamkeit sogar die spanische Zentralbank zweifelt, tatsächlich nicht bis 2013 greift. Und wenn sich die Prognosen bestätigen, dass Spaniens Konjunktur sich viel langsamer erholen werde als bei den meisten EU-Nachbarn.