Stabwechsel bei Thyssen-Krupp
Siemens-Manager Heinrich Hiesinger wird am 21. Januar 2011 Nachfolger von Ekkehard Schulz.
Düsseldorf. Generationswechsel bei dem durch die Wirtschaftskrise schwer ins Schlingern geratenen Industriekonzern Thyssen-Krupp: Mit dem Amtsantritt des Siemens-Managers Heinrich Hiesinger (49) soll im kommenden Jahr ein studierter Elektro-Techniker die Führung beim größten deutschen Stahlkonzern übernehmen. Der 68-jährige amtierende Konzernchef Ekkehard Schulz gilt dagegen als "Stahlexperte der alten Schule".
Der Neue an der Spitze von Thyssen-Krupp, der am Mittwoch kommender Woche dem Aufsichtsrat vorgeschlagen wird, soll der erste konzernfremde Manager an der Spitze des 1999 aus der Fusion von Thyssen und Krupp entstandenen Unternehmens werden.
Spekuliert worden war in der Vergangenheit auch immer wieder über eine hausinterne Lösung. Als mögliche Kandidaten galten der für den Stahlbereich zuständige Vorstand Edwin Eichler und der für die Technologiesparte verantwortliche Vorstand Olaf Berlien. Diese sollen Berichten zufolge die Favoriten der Arbeitnehmer gewesen sein.
Vor allem in seinem traditionsreichen Stahlbereich hatte der im vergangenen Geschäftsjahr tief in die roten Zahlen gerutschte Konzern unter der Führung von Schulz nicht immer eine glückliche Hand bewiesen. Erst im Januar hatte Schulz die Aktionäre bei der Hauptversammlung auf weiter drastisch steigende Kosten bei den milliardenschweren Stahlwerksprojekten vorbereiten müssen.
Für die beiden Stahlwerke in Brasilien und den USA muss Thyssen-Krupp nun zusammen fast zehn Milliarden Euro ausgeben. Angesichts des Milliarden-Verlusts im vergangenen Jahr war die Kritik an dem zu den dienstältesten Managern zählenden Schulz immer lauter geworden. Analysten machten für den herben Einbruch längst nicht nur die Wirtschaftskrise, sondern auch hausgemachte Probleme verantwortlich.
Zu lange sei das Unternehmen damit beschäftigt gewesen, die Integration von Thyssen und Krupp zu einem Konzern zu schaffen, hieß es. Peinlich genau sei darauf geachtet worden, interne Grabenkämpfe zwischen den Fraktionen der früheren Rivalen zu vermeiden. Das Ergebnis seien viele Kompromisse und halbherzige Entscheidungen gewesen.
Mit der Berufung des externen Managers Hiesinger könnte nicht nur dieses Problem gelöst werden. Beobachter rechnen auch mit einer deutlichen Stärkung der Technologie-Sparte. Bereits seit gut einem Jahr versucht der Konzern, sich effektiver aufzustellen. Seit Oktober 2009 gilt eine neue Struktur, mit der vor allem die Verwaltung schlanker werden soll.
Unternehmensteile wie die Industrieservicesparte, die US-Gerüstbautochter Safway und zuletzt weite Teile des Schiffbaus wurden verkauft. Allein in diesem Geschäftsjahr soll dadurch die Zahl der Mitarbeiter um weitere 20.000 auf knapp 17.000 sinken. Bereits im Vorjahr hatte der Konzern weltweit 12.000 Beschäftigte weniger auf dem Lohnzettel. So will Schulz seinen Posten mit schwarzen Zahlen übergeben. Viele Baustellen bleiben dennoch für Nachfolger Hiesinger.