Achteinhalb Jahre Haft für Ex-BayernLB-Vorstand Gribkowsky

München (dpa) - Der frühere BayernLB-Vorstand Gerhard Gribkowsky muss jahrelang hinter Gitter, weil er 44 Millionen Dollar Bestechungsgeld von Formel-1-Chef Bernie Ecclestone angenommen hat.

Das Landgericht München verurteilte den 54-Jährigen am Mittwoch wegen Bestechlichkeit, Steuerhinterziehung und Untreue zu acht Jahren und sechs Monaten Haft. Die treibende Kraft hinter dem Millionendeal war nach Ansicht der Richter aber Ecclestone. Er habe Gribkowsky mit seinem Charme und seiner Raffinesse „ins Verbrechen“ geführt, sagte der Vorsitzende Richter Peter Noll in der Urteilsbegründung.

Auch Ecclestone droht nun eine Anklage wegen Bestechung. Die Staatsanwaltschaft ermittelt bereits seit 2011 gegen den mächtigen Formel 1-Chef. Wann eine Entscheidung getroffen wird, steht noch nicht fest.

Gribkowsky hatte vor einer Woche zugegeben, das Schmiergeld von Ecclestone erhalten und nicht versteuert zu haben. Noll sprach von einer hohen kriminellen Energie, weil Gribkowsky die „riesige Summe“ nicht nur annahm, sondern dann auch noch in einer Stiftung für krebskranke Kinder im Ausland versteckte. „Das Geld wurde nicht nur versteckt und im Tresor verstaut, sondern dann hat er auch noch den Schlüssel weggeworfen.“

Gribkowsky hatte im Jahr 2006 als Risikovorstand der BayernLB den Auftrag, die Anteile der Bank an der Formel 1 zu verkaufen. Dabei arbeitete er eng mit Ecclestone zusammen, der die Bank als Eigentümer unbedingt los werden wollte. „Er fühlte sich eingeengt von den Bankern, die nichts verstehen“, sagte Oberstaatsanwalt Christoph Rodler. Um sicherzugehen, dass Gribkowsky die Anteile der Bank an seinen Wunschkäufer CVC verkauft, habe Ecclestone dem Banker aus Bayern einen Beratervertrag bei der Formel 1 und viel Geld versprochen - was Gribkowsky ganz recht war. „Er hatte schon lange die Absicht, die staubige Landesbank zu verlassen.“

Vorher zapfte er seinen Arbeitgeber aber noch kräftig an und überredete die Bank zu einer 66-Millionen-Dollar-Provision für Ecclestone. Diese wäre ohne den Pakt zwischen den beiden Männern nicht nötig gewesen - denn CVC wollte die Formel 1 ohnehin kaufen. Nun kann sich die Bank auf Schadenersatz einstellen: Das Vermögen ihres Ex-Managers von der Villa bis zur Weinsammlung hatte die BayernLB bereits im vergangenen Jahr beschlagnahmen lassen: Insgesamt rund 30 Millionen Euro kamen zusammen. Der Richter riet Gribkowsky dazu, sich aktiv an der Wiedergutmachung des Schadens zu beteiligen. Dies habe er bislang nicht getan.

Gribkowsky selbst bedauerte die Taten in seinem Schlusswort. „Heute würde man gerne die Zeit zurückdrehen - aber das geht nun mal nicht.“ Sein Anwalt sagte, Gribkowksy sei vom Virus der Formel 1 befallen gewesen und habe der Versuchung nicht widerstehen können. Zudem ging es Gribkowsky um Anerkennung für seine Arbeit: Die BayernLB hatte Gribkowsky einen Bonus zusätzlich zu seinem Jahresgehalt von 500 000 Euro verweigert - obwohl sie begeistert war, dass er einen Käufer fand, der mehr als 800 Millionen Dollar für die Formel 1 zahlte und damit viel mehr als erhofft. „Das war für die Landesbank ein gutes Geschäft“, sagte Noll.

Strafmildernd werteten die Richter zudem das Geständnis des Angeklagten - auch wenn es erst nach acht Monaten Schweigen kam. „Besser spät als nie“, sagte der Richter. Die Aussage sei offen und ehrlich gewesen - und kein taktisches Manöver gegen Ecclestone, der den Richtern wiederum erzählt hatte, er sei von dem Banker erpresst worden und habe nur deshalb gezahlt. An dieser Version hatten die Richter ohnehin Zweifel. „Das Geständnis passt ins Bild“, sagte Noll.

Gribkowskys Verteidiger machten der Staatsanwaltschaft schwere Vorwürfe, weil sie Ecclestone noch nicht angeklagt hat. Aus Angst vor dem mächtigen Formel-1-Boss werde mit zweierlei Maß gemessen. „Herr Ecclestone spazierte über eine Rennstrecke in Deutschland, als unser Mandant schon in Untersuchungshaft saß“, sagte Anwalt Daniel Amelung.

Im Gegenzug für das Geständnis hatten die Richter Gribkowsky bereits vorab eine Haftstrafe von höchstens neun Jahren in Aussicht gestellt. Der Staatsanwalt wollte Gribkowsky hingegen zehn Jahre und sechs Monate hinter Gitter bringen. Gribkowsky sitzt wegen der Millionenzahlungen schon seit eineinhalb Jahren in Untersuchungshaft, somit bleibt ihm eine Haftdauer von sieben Jahren. Bei guter Führung könnte diese verkürzt werden.