Ackermann im Kreuzfeuer der Kritik
Der Chef der Deutschen Bank bezweifelt, dass Griechenland Kredite zurückzahlt.
Frankfurt. Josef Ackermann bleibt eine Reizfigur. Wieder einmal regt sich Deutschland über seinen mächtigsten Banker auf. Vor gut zwei Millionen Zuschauern äußerte der Deutsche-Bank-Chef im ZDF, was viele denken: Griechenland wird seine Schulden wohl nie zurückzahlen können - trotz Milliardenhilfe.
Ackermanns Skepsis mitten im Ringen um den Euro brachte dem Schweizer harsche Kritik ein. "Retten wir den Euro oder die Spekulanten, Herr Ackermann?" lautete das Thema des Zwiegesprächs mit Maybrit Illner. Ackermann sagte auch: Griechenlands Rettung sei ohne Alternative, eine Staatspleite könnte in Europa zu "einer Art Kernschmelze" führen. Die "Süddeutsche Zeitung" befand: "Ackermanns Zweifel sind ... objektiv berechtigt ... Die Frage ist aber, ob der Chef der Deutschen Bank diese Sorge auch öffentlich äußern sollte."
Es ist nicht das erste Mal, dass Ackermann im Kreuzfeuer der Kritik steht. Das Siegeszeichen des lachenden Bankers zu Beginn des Mannesmann-Prozesses haftet ihm bis heute an. Im Herbst 2008, als der Bund mit Ackermanns Hilfe ein Rettungspaket für die Banken geschnürt hatte, machte sein Wort die Runde, er würde sich für sein Institut "schämen, wenn wir in der Krise Staatsgeld annehmen würden".
Im vergangenen Dezember stahl Ackermann dann beim Krisengipfel im Kanzleramt allen die Show mit der Idee eines Mittelstandsfonds gegen eine drohende Kreditklemme. Der Fonds fiel mit zunächst 300 Millionen Euro schmaler aus als erwartet. Zuletzt stand Ackermann Anfang Mai im Mittelpunkt einer öffentlichkeitswirksamen Aktion: Er fädelte den politisch gewünschten Deal ein, dass sich Banken und Versicherer weiter in Griechenland engagieren und sich freiwillig an der Rettung beteiligen.