Amazon-Mitarbeiter wieder im Streik

Bad Hersfeld/Leipzig (dpa) - Im Streit um einen Tarifvertrag für die Beschäftigten beim weltgrößten Online-Versandhändler Amazon will die Gewerkschaft Verdi den Streik ausweiten. Ziel sei es, den Protest an weitere Standorte des US-Unternehmens in Deutschland zu tragen.

Das sagte eine Verdi-Sprecherin am Dienstag. Zunächst müssten aber noch Strukturen aufgebaut werden, um eine hohe Streikbeteiligung zu erzielen.

Am größten deutschen Standort in Bad Hersfeld und in Leipzig beteiligten sich laut Verdi am letzten Tag des zweitägigen Streiks rund 1300 Mitarbeiter. 800 seien es am Dienstag in Hessen und 500 in Sachsen gewesen. Nach Angaben von Amazon waren es insgesamt weniger als 840 Beschäftigte, die an den Streiks teilnahmen.

An beiden Standorten wurde nun insgesamt fünf Tage gestreikt. Am Mittwoch soll wieder normal gearbeitet werden. Verdi kündigte aber an, den Protest mit erhöhter Intensität fortsetzen zu wollen. Denn: Amazon habe bislang keine Gesprächsbereitschaft signalisiert.

Verdi-Chef Frank Bsirske sagte nach seiner Rede vor rund 700 Streikenden in Bad Hersfeld: „Es ist eine grundsätzliche Auseinandersetzung, die hier läuft. Amazon versucht den Konflikt auszusitzen. Ich bin sehr zuversichtlich, dass die Taktik, toter Mann zu spielen, nicht zum Erfolg führen wird.“

Bsirske kritisierte, die Amazon-Beschäftigten verdienten bis zu einem Drittel weniger im Vergleich zu Angestellten anderer Versandhändler, die nach Tarif zahlen. Es dürfe keine willkürliche und einseitige Festlegung der Löhne durch den Arbeitgeber geben.

Die Gewerkschaft beansprucht für sich, schon Streikerfolge erzielt zu haben. Es gebe Hinweise, dass Lieferfristen für Bestellungen verlängert worden sein. Amazon hingegen betont seit Beginn der Aktionen, dass es keine Auswirkungen auf Kundenbestellungen gebe. Gewerkschaftssekretär Thomas Schneider befand am Dienstag in Leipzig: „Wir verursachen mit dem Streik bereits Wirkungstreffer.“

Mit dem ersten zweitägigen Ausstand in der Auseinandersetzung kämpft Verdi für einen Tarifvertrag nach den Konditionen des Einzel- und Versandhandels mit höheren Löhnen, Urlaubs- und Weihnachtsgeld sowie Nachtzuschlägen bereits ab 20.00 Uhr. Das US-Unternehmen lehnt diese Forderungen ab und orientiert sich nach eigener Darstellung an der Bezahlung in der Logistikbranche.

Bsirske sagte: „Amazon als weltgrößter Online-Händler versucht, die Öffentlichkeit für dumm zu verkaufen. Das Unternehmen tut so, als hätte es mit dem Versandhandel nichts zu tun. Das ist sehr dreist. Aber damit wird Amazon nicht durchkommen.“

Amazon argumentiert: „Amazons Versandzentren sind Logistikunternehmen, die Kundenbestellungen ausführen. Es handelt sich hierbei um typische Aufgaben aus dem Logistikbereich, wie Lagerung, Verpackung und Versand von Artikeln.“

Am Montag hatten sich laut Verdi bereits insgesamt mehr als 1000 Mitarbeiter an den Arbeitsniederlegungen beteiligt, Amazon sprach von weniger als 750. Amazon ist der weltgrößte Online-Versandhändler, er hat in Deutschland acht Lager und 9000 Mitarbeiter. Am größten deutschen Standort in Bad Hersfeld arbeiten mehr als 3300 Menschen, in Leipzig sind es etwa 2000.