An deutschen Flughäfen droht eine turbulente Woche
Frankfurt/Main (dpa) - Den Passagieren an deutschen Flughäfen droht in dieser Woche eine nervenaufreibende Geduldsprobe. Bereits am Montag könnten sich an den Schaltern lange Schlangen bilden, weil Mitarbeiter der Bodenabfertigung an mehreren Airports Betriebsversammlungen planen.
Ab Mittwoch droht dann ein Streik der Fluglotsen, der womöglich den gesamten Luftverkehr über Deutschland lahmlegt. Die Tarifkommission der Gewerkschaft der Flugsicherung will nach einer gescheiterten Schlichtung am Montagmittag tagen und über das weitere Vorgehen beraten. Die Fluggesellschaften blicken mit Sorge auf die nächsten Tage.
Der Ausstand würde nur unbeteiligte Dritte treffen, sagte eine Sprecherin der Lufthansa am Wochenende der Nachrichtenagentur dpa. „Alle entstehenden Kosten würden an die Fluggesellschaften weitergereicht werden.“ Der Arbeitgeber der Fluglotsen, die Deutsche Flugsicherung (DFS), könne als Monopolist durch einen Streik der Gewerkschaft wirtschaftlich nicht geschädigt werden. „Wir halten das Verhalten der Tarifpartner vor dem Hintergrund der gesamtwirtschaftlichen Lage für besonders verantwortungslos und völlig unverhältnismäßig“, empörte sich der Chef von Air Berlin, Hartmut Mehdorn. „Dieser Dissens muss am Verhandlungstisch gelöst werden.“
Zu einer einstündigen Betriebsversammlung des Bodenpersonals werden am Montag allein am größten deutschen Airport Frankfurt rund 2000 Teilnehmer erwartet. Die Lufthansa rechnet mit Störungen. Die Sprecherin empfahl Reisenden, sich vor dem Flug auf dem Internetportal der Fluggesellschaft über mögliche Verzögerungen zu informieren. Hintergrund ist ein Vorschlag der EU-Kommission für mehr Wettbewerb in der Bodenabfertigung. Die Gewerkschaft Verdi befürchtet dadurch Nachteile für die Beschäftigten.
Am Freitagabend hatten die Gewerkschaft der Flugsicherung und die DFS ihre Tarifgespräche für die rund 5000 Beschäftigten, darunter 1900 Fluglotsen, nach mehrwöchigen Schlichtungsversuchen erneut abgebrochen. Beide Seiten schoben sich anschließend gegenseitig die Schuld in die Schuhe. Nach Angaben der DFS scheiterten die Verhandlungen an den Gewerkschaftsforderungen nach umfangreichen Beförderungsmöglichkeiten für die Lotsen. Ein Gewerkschaftsvertreter erklärte hingegen, die Arbeitgeberseite habe zum Teil das Schlichtungsergebnis wieder infrage gestellt.
Das Aus für die Tarifverhandlungen bezeichnete die Lufthansa-Sprecherin als „schwarzen Tag“ vor allem für Passagiere und Fluggesellschaften. „Für uns wäre ein Streik unverhältnismäßig, und wir fordern die Tarifparteien auf, weiter gemeinsam am Verhandlungstisch nach Lösungen zu suchen.“
Die Fluglotsen-Gewerkschaft will bei einem Streik in der kommenden Woche nur für einige Stunden die Arbeit niederlegen. „Es wird hier keinen 24-Stunden-Streik wie in Griechenland geben“, sagte ein Gewerkschaftssprecher am Samstag. Beschlossen sei aber noch nichts. „Es gibt keine Abmachung, wann jetzt irgendetwas gemacht wird“, erklärte er. „Möglich wäre es am Mittwoch.“
Die Friedenspflicht nach Abbruch der Tarifgespräche endet am Montagabend, die Gewerkschaft kann dann Streiks mit einem Vorlauf von 24 Stunden ankündigen. „Dadurch wird die Welt nicht aufhören, sich zu drehen“, sagte der Gewerkschaftssprecher über mögliche Arbeitsniederlegungen der Fluglotsen. „Wie sollen wir unseren Forderungen sonst Nachdruck verleihen?“
Die Gewerkschaft geht davon aus, dass die Deutsche Flugsicherung wieder probieren wird, den Gerichtsweg einzuschlagen, sollte es zum Streik kommen. Arbeitsgerichte hatte jedoch bereits im August einen damals angekündigten Streik für rechtmäßig erachtet. Zu dem Ausstand war es aber nicht gekommen, weil ein Schlichter eingeschaltet wurde.