Autobranche: Insolvenz soll Chrysler retten
Die Allianz mit Fiat ist perfekt. Nun wollen die Italiener auch noch Opel.
Washington. Der marode US-Autobauer Chrysler soll in einem Insolvenzverfahren für eine gemeinsame Zukunft mit dem italienischen Fiat-Konzern fitgemacht werden.
US-Präsident Barack Obama gab bekannt, dass Fiat zunächst mit 20 Prozent bei Chrysler einsteigen und später auf 35 Prozent aufstocken soll. Das Insolvenzverfahren soll ungewöhnlich schnell durchgezogen werden und lediglich 30 bis 60 Tage dauern. Chrysler kündigte an, die Produktion zunächst großteils einzustellen. Sie soll erst nach Abschluss des Insolvenzverfahrens wieder das normale Niveau erreichen.
Chryslers Gläubiger - eine Gruppe von mehr als 40 Banken, Hedge-Fonds und anderen Investoren. Einige wollen Einspruch gegen das Insolvenzverfahren einlegen. Der geplante Verkauf entspreche nicht dem Verfahren nach Chapter 11, sagte der Gläubiger-Anwalt.
Die Gläubiger wollen offenbar mehr Geld herausholen und verweisen auf die Gewerkschaft, die für ihren Verzicht auf Milliardenforderungen die Mehrheit an Chrysler bekommen soll. Der Konzern habe auch seinen Investoren gegenüber Verpflichtungen, sagte der Anwalt, der eine Gruppe von 20 Fonds vertritt, denen Chrysler eine Milliarde Dollar schuldet.
Viel Geld. Die Regierung muss der wesentliche Kapitalgeber sein. Nötig sind über die von Chrysler schon erhaltenen vier Milliarden Dollar hinaus weitere gut acht Milliarden Dollar aus den USA und mehr als zwei Milliarden Dollar aus Kanada. Nur wenn der Staat einspringt, können die Gläubiger auf Zeit beiseitegeschoben werden. Das Risiko trägt also der US-Steuerzahler. Zudem müssen die Verbraucher mitspielen. In der Insolvenz könnten noch weniger Kunden als ohnehin Chrysler-Autos kaufen.
Die Hauptrolle. Ohne einen internationalen Partner ist Chrysler nicht nur nach Ansicht von Obama nicht überlebensfähig. Die Italiener bringen spritsparende Technologie und Kleinwagen mit, wollen aber keinen einzigen Euro für frisches Kapital ausgeben. Fiat könnte zudem den Vorstandschef stellen. Chrysler-Chef Robert Nardelli will nach Abschluss des Insolvenzverfahrens zurücktreten. Sein Vize Tom LaSorda geht in den Ruhestand. Somit wäre der Weg frei für Fiat-Chef Sergio Marchionne.
Bei einem Scheitern droht ein Dominoeffekt - auch für deutsche Hersteller in den USA wie BMW und Daimler. Außer Chrysler stünden tausende Händler, Zulieferer und andere abhängige Firmen vor dem Aus. Und damit womöglich Millionen von Jobs in den USA und Europa.
Fiat-Chef Marchionne macht nun auch Opel offen Avancen. "Nun müssen wir uns auf Opel konzentrieren. Sie sind unser perfekter Partner", sagte er in einem Interview. Einem Bericht der "Automotive News Europe" zufolge soll aus Fiat, Chrysler und Teilen der Opel-Mutter General Motors der weltweit zweitgrößte Autokonzern nach Toyota entstehen. Autoexperte Ferdinand Dudenhöffer begründet das gestiegene Interesse Fiats an Opel so: "Fiat wird jetzt aggressiv die Opel-Linie verfolgen, um an die 3,3 Milliarden Euro Staatsgeld heranzukommen und den Chrysler-Deal abzufedern."