BayernLB verklagt Gribkowsky auf Schadenersatz

München (dpa) - Die BayernLB macht Ernst: Der Verwaltungsrat verklagt den früheren Risikovorstand Gerhard Gribkowsky wegen des Milliardenfehlkaufs der Hypo Group Alpe Adria (HGAA) auf Schadenersatz in Millionenhöhe.

Der 2008 gefeuerte Gribkowsky soll als erster von insgesamt acht Vorständen zur Kasse gebeten werden, wie die „Süddeutsche Zeitung“ am Montag berichtete. Die Klage gegen Gribkowsky sei bereits eingereicht, sagte Bayerns Finanzminister Georg Fahrenschon dem „Münchner Merkur“ (Dienstag).

Die Forderungen der Bank sind nicht ohne. Laut „SZ“ sollen die früheren Manager für insgesamt 200 Millionen Euro haften. Gemessen an den Milliardenverlusten eine vergleichbar geringe Summe, gemessen an den Gehältern der früheren Vorstände aber eine enormer Betrag. Ob und wann die übrigen Verfahren folgen, werde bis zum Sommer entschieden. „Wir haben dafür jedenfalls bis Mitte des Jahres Zeit“, sagte Fahrenschon. Gribkowsky, dem der Verwaltungsrat eine Mitschuld am HGAA-Desaster gibt, widmen die Aufseher der Landesbank wegen seines rätselhaften Millionenvermögens aber besondere Aufmerksamkeit.

„Vorstand und Verwaltungsrat der Bank haben unverzüglich gehandelt, um den Zugriff auf die Vermögenswerte der Privatstiftung von Gribkowsky zu sichern“, sagte Fahrenschon. Gribkowsky sitzt seit Anfang Januar wegen des Verdachts der Steuerhinterziehung, Untreue und Bestechlichkeit in U-Haft. Die Staatsanwaltschaft geht davon aus, dass er im Rahmen des Verkaufs der Formel-1-Anteile der BayernLB 2005 50 Millionen US-Dollar für sein „Entgegenkommen“ bekommen hat. Die Ermittler werfen ihm unter anderem vor, das Geld in Deutschland nicht versteuert zu haben. Die Schadenersatzklage soll vor allem den Zugriff auf das verbliebene Vermögen von 25 Millionen Euro sichern.

Die Summe ist in einer von ihm betriebenen österreichischen Privatstiftung mit dem Namen „Sonnenschein“ geparkt. Auch deshalb ist parallel zu der Klage in Deutschland eine in Österreich geplant. Die Entscheidung über die Klage hatte der Verwaltungsrat der BayernLB in der vergangenen Woche getroffen. Die Forderung ist laut „SZ“-Bericht die höchste, die bislang gegen Bank-Manager in Deutschland erhoben wurde, nachdem etliche Banken in der Krise horrende Ausfälle wegen riskanter Geschäfte zu verkraften hatten.

Fahrenschon hatte bereits vor einem Jahr angekündigt, Ansprüche gegen Ex-Vorstände durchsetzen zu wollen, „sowohl wegen der Pflichtverletzungen beim HGAA-Kauf als auch im Zusammenhang mit den ABS-Investments“, wie Fahrenschon gegenüber dem „Münchner Merkur“ bekräftigte. „Auch dort wurden durch Spekulation enorme Verluste gemacht.“ Die BayernLB hatte durch den Kauf der HGAA und riskante Investments in US-Papiere Milliarden verloren. Allein das HGAA- Debakel kostete den Steuerzahler 3,7 Milliarden Euro. Ernst Weidenbusch, der Vorsitzende der BayernLB-Kontrollkommission im Landtag, erhob im „Bayerischen Fernsehen“ erneut schwere Vorwürfe gegen die ehemaligen Vorstände der Bank.

Diese hätten vorhandene Kontrollmechanismen ausgeschaltet, um ungehindert Milliarden in amerikanische Immobilienpapiere investieren zu können. Die Kontrolle darüber sei trotz eines Milliardenvolumens von München nach New York verlagert worden. „Das wurde vorher im Risk-Office von 700 Leuten geprüft und dann von der Außenstelle New York von einer Handvoll Leuten. Dann wissen sie, wie die Kontrolldichte vorher war und wie die nachher war. Das erreicht ja nicht einmal ein Prozent“, zitierte ihn das Wirtschaftsmagazin „Geld&Leben“.

In der vergangenen Woche hatte ein Bericht Schlagzeilen gemacht, nach dem der Lastwagen- und Motorenhersteller MAN von seinem Ende 2009 wegen einer Schmiergeldaffäre zurückgetretenen Ex-Chef Håkan Samuelsson rund 237 Millionen Euro Schadenersatz für die Folgen des Skandals fordert.