Bei Fitnessstudios liegen Discounter vorn
Rund 6,5 Millionen Deutsche stemmen, laufen oder radeln in Fitnessstudios — das entspricht knapp acht Prozent der Bevölkerung, deutlich weniger als in vergleichbaren Ländern. Doch die Branche hofft 2011 auf Millionen neue Mitglieder.
Berlin. Der Fitnessmarkt mit seinen Milliardenumsätzen ist kräftig im Umbruch: Discount-Studios und Premium-anbieter legen zu, immer mehr Einzelstudios werden verdrängt. Experten prophezeien: Durchsetzen wird sich, wer günstig ist. Oder etwas besonders bietet.
Rund 6,5 Millionen Deutsche stemmen, laufen oder radeln in Fitnessstudios — das entspricht knapp acht Prozent der Bevölkerung, deutlich weniger als in vergleichbaren Ländern. In den USA, dem Mutterland des modernen Körperkults, sind es 15 Prozent. „Ein Grund für den Rückstand ist sicher, dass die Sportvereine in Deutschland traditionell stark sind“, sagt Niels Gronau, Manager Sport- und Freizeit beim Prüfungs- und Beratungsunternehmen Deloitte. „Die Zeichen stehen aber seit Jahren auf Wachstum — wenn auch nicht für alle.“
„Bei der Zahl der Aktiven liegt unsere Branche noch leicht hinter dem Deutschen Fußball-Bund“, sagt Wolfgang Klauke, Sprecher von FitnessFirst, eine der größten Ketten. In den nächsten Jahren sei es aber „locker möglich“, die Quote der Fitnessstudio-Mitglieder in Deutschland auf 10 oder 11 Prozent zu erhöhen. Aussichtsreich sei vor allem ein Ausbau der Kooperationen mit Sportvereinen, Krankenkassen und Firmen.
Üppige Zuwächse gibt es laut Deloitte vor allem für das Discount-Segment: Die McFit-Kette von Unternehmer Rainer Schaller stieg seit Gründung 1997 zum europäischen Marktführer in diesem Bereich auf. Inzwischen hat McFit deutschlandweit knapp eine Million Mitglieder. Solche Günstig-Studios locken mit Monatsabos für unter 20 Euro — meist ohne Kursangebote, die Nutzung von Duschen kostet oft extra.
Die Premiumanbieter mit Monatsbeiträgen um die 60 Euro verbuchen ebenfalls Zuwächse, „wenngleich zahlenmäßig natürlich nicht so starke wie die Discount-Studios“, sagt Gronau. Zu kämpfen haben dagegen die Betreiber im Segment dazwischen: „Bei Anbietern mit mittlerer Qualität zu mittleren Preisen gibt es seit Jahren Rückgänge.“
Die Größen der Branche sind neben McFit (126 Clubs in Deutschland) und Fitness First (102) die Franchise-Ketten Injoy, Kieser und Mrs. Sporty, wobei die letzten beiden eher Spezialanbieter sind. Insgesamt konnten die Fitness-Ketten ihren Marktanteil zuletzt auf knapp 40 Prozent ausbauen, wie Deloitte ermittelt hat.
Die Strategie der Ketten: Neue Clubs eröffnen sie fast ausschließlich in großen Städten und dort an vielbefahrenen Straßen und wichtigen Nahverkehrshaltestellen. Die Expansion der Ketten geht zulasten inhabergeführter Einzelstudios:
Solche Clubs hatten vor zehn Jahren noch 95 Prozent vom Kuchen. Die Gesamtzahl der Clubs stagniert, dafür trainieren heute aber durchschnittlich mehr Kunden in einer Anlage: Bei McFit etwa kommen laut Deloitte rechnerisch 7000 Mitglieder auf einen Club.