Das Comeback der Getränkedose
Immer mehr Händler nehmen die Blechbüchse wieder ins Programm. Die Nachfrage ist überraschend hoch.
Berlin. Sie ist wieder da. Auf Fan-Festen zur WM tauchte sie auf, bei Grillfesten ist sie zu sehen: die Getränkedose. Aus Umweltgründen in Verruf geraten und nach der Einführung des Dosenpfands vor sieben Jahren aus dem Handel fast verschwunden, erlebt sie ein Comeback.
Supermärkte und Kioske stellen sie wieder in die Regale. Brauereien und Softdrink-Produzenten füllen ihre Getränke auch für den deutschen Markt erneut in der einst so beliebten Blechbüchse ab.
"Die Dose ist einfach Kult und auch der Umweltaspekt hat sich verbessert", heißt es beim Einzelhandelsverband HDE. Den Vorstoß machte kurz vor Beginn der Fußballweltmeisterschaft der Edeka-Discounter Netto, als er bundesweit in allen 4000 Filialen Bierdosen zum Preis von 29 Cent zuzüglich Pfand anbot. Andere Billigheimer folgten.
Mittlerweile soll es auch bei Rewe Überlegungen dazu geben. Laut Netto lag die Kundenresonanz nach der Wiedereinführung über den Erwartungen: "Die praktische Getränkedose zum kleinen Preis hat eine große Fangemeinde", betont Sprecherin Christina Stylianou.
Für das Marktforschungsinstitut GfK ist es noch keineswegs ausgemacht, ob Getränke in Dosen wieder den Stellenwert einnehmen werden wie vor der Einführung des Pfands von 25Cent 2003.Bevor das Pflichtpfand eingeführt wurde, war Deutschland einer der wichtigsten Märkte Europas: Acht Milliarden Dosen wurden hier jährlich verkauft. Heute sind es noch 700 Millionen. Allein auf dem Biermarkt liege ihr Marktanteil derzeit bei unter einem Prozent, sagt Getränkeexperte Günter Birnbaum.
Die Dose sei für die Verbraucher ideal, die eine schnelle Erfrischung für unterwegs wünschen. Ansonsten habe sie einen entscheidenden Nachteil: Anders als die Flasche aus Kunststoff oder Glas lässt sie sich nach dem Öffnen nicht wieder verschließen.
Beim Bier setzt die Bitburger-Gruppe und Warsteiner wieder verstärkt auf die Dose. Radeberger wartet hingegen noch ab. Dem Deutschen Brauer-Bund zufolge ist der Kundenwunsch wieder da. Bei Warsteiner heißt es, Bier in Dosen auch nach Pfandeinführung weiter angeboten zu haben.
"An Tankstellen, Kiosken und Verkaufsstellen in Bahnhöfen und Flughäfen gab es das für den Reisenden immer", sagt Sprecher Stefan Leppin. Und für den internationalen Markt wurde die Dosen-Produktion ohnehin auch nach 2003 fortgesetzt.
Auch der Getränkeriese Coca-Cola hat die Dose für den deutschen Markt wieder entdeckt. Bereits im Frühjahr führte das US-Unternehmen hier die kleine Viertel-Liter-Dose ein, die vor allem junge Kunden ansprechen soll.
Das Angebot für unterwegs sei aber nur eine Ergänzung im Sortiment: "Unser Brot und Buttergeschäft bleibt die große Mehrwegflasche aus Kunststoff." Cola-Dosen in der 0,33 Liter-Größe waren schon zur WM vor vier Jahren in den Handel zurückgekehrt. Seit vergangenem Jahr werden über den US-Riesen auch italienische Kaffeespezialitäten in Dosen vertrieben.