Der 50-Milliarden-Dollar-Betrug

Der US-Banker Bernard L. Madoff verursacht über ein Schneeball-System den größten Finanzskandal der Geschichte.

New York. Zeit seines Lebens war Bernard L. Madoff ein angesehener Mann. Ob im Golfclub in Florida oder beim Wohltätigkeitsball - stets soll der heute 70-Jährige von einer Schar begeisterter Anleger umgeben gewesen sein.

Sie vertrauten ihm ihr Geld an - gerne auch einige Millionen oder mehr -, und er sorgte für stabile Zinsen. Wer Geld bei Madoff anlegte, war wer in den Golf-Clubs von Boca Raton und Palm Beach, schreibt das "Wall Street Journal".

Doch nun löst sich das alles auf einmal in Rauch aus. Das ganze Geschäft sei eine einzige "große Lüge" gewesen, erzählte Madoff selbst nach Angaben der Ermittlungsbehörden. Ein "Schneeball-System" sorgte dafür, dass die Anleger ihre Zinsen bekamen - aus dem Geld, das neue Kunden einzahlten.

Das muss jahrelang gutgegangen sein. Offenbar, bis die Finanzkrise dem Geldzufluss ein Ende setzte. Jetzt ist es der größte Betrugsfall in der Geschichte: 50 Milliarden Dollar.

Dieses Volumen von 50 Milliarden Dollar nannte Madoff selbst nach Angaben des FBI und der Finanzaufsicht SEC, nachdem er am Freitag festgenommen worden war. Der Manager habe zuvor die Machenschaften zwei ranghohen Mitarbeitern seiner Firma gestanden, hieß es. Nach Informationen des "Wall Street Journal" handelte es sich dabei um seine Söhne. Sie hätten anschließend über einen Anwalt die Behörden informiert.

So wird dieser Betrugsfall auch zu einer persönlichen Tragödie. Den laut Anklageschrift soll Madoff nicht nur seine Anleger, sondern auch seine beiden in der Firma arbeitenden Söhne über Jahre betrogen haben.

Den Behörden zufolge gestand Madoff, dass er nur noch 200 bis 300 Millionen Dollar übrig habe und sein Unternehmen ansonsten pleite sei. "Es war alles eine große Lüge", habe er gesagt. Er sei "am Ende". Anfang des Monats habe ein Kunde die Rückzahlung seiner Einlage von sieben Milliarden Dollar gefordert. Das hat offenbar das Schneeball-System zum Einsturz gebracht.

Besonders perfide erscheint, dass Madoff viele Anleger persönlich in den Golf- und Country-Clubs geworden haben soll. Da geht es laut Medienberichten meist um kleine Millionen-Beträge. Zum Beispiel Geld, das aus Lebensversicherungen stammte oder geerbt war, oft die Absicherung für einen sorgenfreien Lebensabend. Das Geld ist nun wohl unwiderruflich verloren.

Laut "Wall Street Journal" lief der großangelegte Betrug schon seit Beginn der 90er Jahre. Und er lief vor allem wohl deshalb, weil Madoff seinen Anlegern Renditen zwischen acht und zehn Prozent im Jahr nicht nur versprach, sondern auch zahlte - allerdings eben nicht aus tatsächlich erzielten Gewinnen, sondern mit den Einlagen neu gewonnener Kunden.

Und zu Madoffs Kunden zählten nicht nur Privatanleger, sondern auch renommierte Stiftungen, Investment-Gruppen, die in Hedgefonds anlegen, und europäische und japanische Großbanken. Darunter, so US-Zeitungen, die französische Großbank BNP Paribas, die Nomura Holdings in Tokio und die Neue Privat Bank in der Schweiz.