Zeitung: Große Namen von Milliarden-Betrug an Wall Street betroffen

Unter den Opfern des Betrugs sollen neben Hedge-Fonds und Super- Reichen auch kleinere Investoren sein.

New York.- Von dem mutmaßlichen Milliarden-Betrug an derWall Street sind laut einem Zeitungsbericht auch große Namen derFinanzwelt betroffen. So gehörten unter anderem die französischeGroßbank BNP Paribas und die japanische Nomura überGeschäftsbeziehungen zu den Opfern des Finanziers.

Bernard L. Madoff soll laut Vorwürfen der Behörden ein gigantisches „Schneeball-System“ imVolumen von 50 Milliarden Dollar betrieben haben, berichtete das „Wall StreetJournal“ am Samstag. Auch mehrere Unternehmen aus derHedge-Fonds-Branche und Prominente wie der Eigentümer desBaseball-Teams New York Mets seien betroffen.

Der 70-jährige Madoff selbst hatte den US-Behörden zufolge den Schadenauf 50 Milliarden Dollar beziffert. Das wäre der größte Betrugsfall derGeschichte. Es soll ein klassisches Schneeball-System gewesen sein: DieAnleger bekamen die versprochenen hohen Zinsen - wohl acht bis zwölfProzent im Jahr - aus dem Geld immer neuer Investoren. Demnach gestandMadoff den Betrug zwei seiner wichtigsten Angestellten - lautZeitungsberichten waren es seine Söhne -, die anschließend die Behördeneinschalteten.

Unter den Opfern des Betrugs sollen neben Hedge-Fonds und Super-Reichen auch kleinere Investoren sein, die erspartes oder geerbtes Geldfür den Lebensabend angelegt haben. Laut Zeitungsberichten gehen dieBehörden von mehreren hundert Geschädigten aus. Das „Wall StreetJournal“ zitierte zum Beispiel einen Anwalt von 30 Investoren, derenVerluste eine Milliarde Dollar übersteigen könnten.

In den Golf- und Country-Clubs, in denen Madoff verkehrte, galt er alsInvestment-Star. Zum Teil vertrauten ihm die Leute laut Medienberichtennahezu ihr gesamtes Erspartes an. Die „New York Times“ berichtete vonFamilien, die alle ihre Rücklagen verloren haben. EineWohltätigkeits-Stiftung aus Massachusetts ist vermutlich ihr gesamtesGeld los und muss schließen.

Das wirklich große Geld kam aber aus der Hedge-Fonds-Branche. So habeallein die Fairfield Greenwich Group, ein sogenannter „Hedge-Fonds-Fonds“ - ein Unternehmen, dass Geld einsammelt, um es in Hedge-Fonds zu investieren - bei Madoff 7,5 Milliarden Dollar angelegt.

Zugleich wirft das plötzliche Auffliegen des Betrugs die Frage auf, wieein so großes Schneeball-System über Jahre unentdeckt bleiben konnte.Madoffs Firma legte der Finanzaufsicht SEC alle erforderlichen Berichtevor. Die Investoren bekamen regelmäßig Auszüge mit der Auflistungangeblich ausgeführter Geschäfte.

Die SEC hatte bereits 1992 MadoffsFirma mit dem Verdacht auf ein Schneeball- System untersucht, jedochkeine Unregelmäßigkeiten gefunden. Auch Überprüfungen in den Jahren2005 und 2007 förderten nach offiziellen Angaben keine größerenProbleme zu Tage.

Dabei gab es auch immer wieder Zweifel von Wettbewerbern, denen dasGeschäft Madoffs zu glatt lief, um wahr zu sein. Der Mitarbeiter einerKonkurrenzfirma schrieb der SEC schon im Jahr 1999, er glaube, Madoffbetreibe ein Schneeball-System.

Als Buchprüfer beschäftigte Madoff einewinzige New Yorker Firma. Eine misstrauische Anleger-Beratung willherausgefunden haben, dass der Wirtschaftsprüfer nur drei Beschäftigtehatte: Eine Sekretärin, einen 78-Jährigen, der in Florida wohnte, undeinen 47-jährigen Buchhalter.

Das Eingeständnis eines Milliardenbetrugs durch Madoff selbst hat dieUS-Bundespolizei FBI und die SEC nun offenbar überrascht: Dieschriftlichen Vorwürfe enthalten praktisch nur die Angaben, die erselbst im Gespräch mit seinen Mitarbeitern gemacht haben soll.

Madoff war zeitweise auch Verwaltungsratsvorsitzender derTechnologiebörse NASDAQ und zählte seit Jahrzehnten zu deneinflussreichen Figuren der Wall Street.

Den Behörden zufolge gestand Madoff, dass er nur noch 200 bis 300Millionen Dollar übrig habe und sein Unternehmen ansonsten pleite sei.„Es war alles eine große Lüge“, habe er gesagt. Madoffs Firma BernardL. Madoff Investment Securities agierte vor allem als Broker an derBörse. Allerdings unterhielt er auch einen Investment-Arm, über den derBetrug gelaufen sein soll. Die Kombination war praktisch, denn sokonnte man behaupten, zahlreiche Geschäfte über den eigenenAktienhandel abgewickelt zu haben.

Presseberichten zufolge sind auch zahlreiche Investoren in Spanienbetroffen. Nach Informationen der Madrider Wirtschaftszeitung„Expansión“ vom Samstag liegt die Schadenssumme nach ersten Schätzungenbei rund drei Milliarden Euro.

Zu den Opfern sollen demnach unteranderem Kunden der Vermögensverwaltungsgesellschaft Optimal und derPrivatbank Banif zählen, die zur führenden Großbank Santander gehören.Die betroffenen Gesellschaften in Spanien hätten in Risikofondsinvestiert, die an Madoffs Wertpapierunternehmen gekoppelt gewesenseien.