Konjunktur: Die Stimmung ist im Keller

Die Bundesbank erwartet 2009 den schärfsten Wirtschaftsabschwung seit 1993. Der Industrie brechen Aufträge weg.

Berlin. Die Wolken am Konjunkturhimmel werden immer dunkler. Von einer tiefen Rezession 2009 geht nun auch die Bundesbank aus. Zudem brechen der Industrie die Aufträge weg. Eine Übersicht über Prognosen und Statistiken sowie das Gegensteuern der Bundesregierung.

Im Oktober brachen die Auftragseingänge für die Industrie preis- und saisonbereinigt um 6,1 Prozent ein - nach revidierten minus 8,3 Prozent im September, teilte das Wirtschaftsministerium mit. Die Nachfrage aus dem Ausland, speziell jene aus der Eurozone, nehme dabei stärker ab als die aus dem Inland. Angesichts der anhaltenden Auftragsschwäche werde sich die Industrieproduktion in den kommenden Monaten "weiter rückläufig entwickeln".

Der Umfang an Großaufträgen fiel laut Ministerium für einen Oktober "durchschnittlich" aus. Am stärksten war der Rückgang mit 8,2 Prozent bei den Produzenten von Investitionsgütern. Die Aufträge für die Hersteller von Konsumgütern erwiesen sich mit minus 1,6 Prozent noch vergleichsweise stabil.

Die Bundesbank ist mit ihrer jüngsten Prognose deutlich pessimistischer als noch im Juni, als sie für 2009 noch ein Wachstum von 1,4 Prozent erwartet hatte. Ein reales BIP-Minus von 0,8 Prozent hatte es zuletzt 1993, dem Ende des Einheitsbooms, gegeben. Am stärksten geschrumpft war das BIP in Deutschland bislang 1975 als Folge der Ölkrise mit minus 0,9 Prozent. Seit Herbst hätten sich die Aussichten "markant verschlechtert", schreibt die Bundesbank. Die Finanzmarktkrise spitzte sich nach der Pleite der US-Immobilienbank Lehman Brothers nochmals zu.

Der Chefvolkswirt der Deutschen Bank, Norbert Walter, warnte in der Bild vor einem Rückgang des BIP um bis zu vier Prozent. "Die Wahrscheinlichkeit dafür beträgt ein Drittel." Als Ursachen nannte er eine Verschlechterung der wirtschaftlichen Situation in Russland und im Nahen Osten. Der Chefökonom forderte die Bundesregierung auf, die Mehrwertsteuer "sofort für ein Jahr" auf 16 Prozent zu senken. Im besten Fall sei 2009 mit einem Schrumpfen des BIP um ein Prozent zu rechnen.

Der Bundesrat stimmte dem Zwölf-Milliarden-Euro Konjunkturpaket zu. Damit können Firmen beim Kauf neuer Maschinen Steuererleichterungen nutzen und Privathaushalte bei Handwerkerrechnungen. Auch der befristete Kfz-Steuerbonus beim Neuwagenkauf ist damit gebilligt. Zum Paket gehören zudem mehr Investitionen in den Verkehr und in die Gebäudesanierung. Ferner sollen der Mittelstand mit zinsgünstigen Darlehen gestützt und Entlassungen über längeres Kurzarbeitergeld vermieden werden.