„Wir müssen jetzt endlich aufwachen“

Die Sängerin Annie Lennox engagiert sich im Kampf gegen Armut und Aids.

Düsseldorf. Der schottische Musikstar Annie Lennox (Eurythmics) wurde am Freitag beim Deutschen Nachhaltigkeitspreis mit einem Sonderpreis geehrt. Seit Jahren engagiert sie sich gegen Armut, Aids und die Zerstörung der natürlichen Lebensgrundlagen.

WZ: Frau Lennox, Nachhaltigkeit ist ein sperriger Begriff. Was verbinden Sie damit?

Annie Lennox: Ich bin kein Experte, aber beim Blick auf die Welt sehe ich Armut, Krieg und Umweltzerstörung und frage mich, wie lange können wir noch so weitermachen. Wir haben keine Zeit mehr, um etwas zu ändern. Ich bin mir nicht sicher, ob wir überhaupt noch eine Zukunft haben. Wir leben hier in der westlichen Welt in einer Seifenblase und haben klares Wasser, das Recht zu wählen sowie viele andere Menschenrechte. Aber da draußen leben Menschen, die haben einfach gar nichts. So etwas kann nicht lange gutgehen.

Was kann ein einzelner Künstler wie Sie gegen diese Missstände ausrichten?

Lennox: Wir sind natürlich ein Teil der Gesellschaft und müssen es schaffen, zusammenzuarbeiten. Bei den Politikern und Wirtschaftsführern sehe ich keinen Willen zur Veränderung. Die haben jahrelang nichts getan. Deshalb arbeite ich mit Nichtregierungsorganisationen wie Greenpeace zusammen. Aber es reicht nicht, Plastikfolien oder Altpapier zu sammeln und dann zu denken, wie toll liege ich im Trend. Wir müssen mit unseren bisherigen Lebensweisen brechen, wenn wir wirklich etwas verändern wollen. Wir müssen jetzt endlich aufwachen!

Welche Rolle spielt eine Veranstaltung wie der Deutsche Nachhaltigkeitspreis? Was bedeutet diese Auszeichnung für Sie?

Lennox: Der Preis ist gut für die Organisationen, mit denen ich zusammenarbeite, weil sich so eine neue Plattform ergibt. Deshalb fühle ich mich auch sehr geehrt durch diese Auszeichnung. Dass es diesen Preis überhaupt gibt, zeigt mir zudem, dass die Menschen beginnen, nachdenklich zu werden und etwas verändern wollen. Eine entscheidende Rolle spielen dabei die Medien, die in der Lage sind, die Informationen, die hier heute verbreitet werden, den Menschen näher zu bringen.

Sie sitzen gleich mit den anderen Gästen an einem festlich gedeckten Tisch, bekommen ein edles Menü und trinken Champagner. Gleichzeitig wird hier von Armut und sozialer Ungerechtigkeit gesprochen. Was empfinden Sie bei solchen Kontrasten?

Lennox: Ich bin immer wieder erstaunt, wenn ich solche Veranstaltungen mit ihrem ganzen Luxus sehe. Ich brauche keinen Champagner und lebe auch nicht in so einem Luxus. Aber das ist die Ironie der Welt, dass man für das eigene Kind das Beste will, während andere Kinder nicht genug zum Leben haben. Aber auch die haben ein Recht auf Leben. Das muss uns auch heute Abend bewusst werden.