Schifffahrt hält Kurs trotz Krise

„ Globalisierung wird weitergehen.“ Das Wachstum der Branche schwächt sich jedoch ab.

Hamburg. Die deutsche Schifffahrt ist in schweres Wasser geraten, hält aber Kurs. Trotz aller Schwierigkeiten sehe die Branche mittel- bis langfristig zuversichtlich in die Zukunft, sagte Michael Behrendt, Vorsitzender des Verbandes Deutscher Reeder (VDR). "Wir haben keine Zweifel, dass die Globalisierung weitergeht", erklärte der Verbandschef, der der größten deutschen Linienreederei Hapag-Lloyd vorsteht. "Die Schifffahrt hat mehr Erfahrung im Umgang mit Wirtschaftszyklen als jede andere Branche auf der Welt. Wir haben schon andere Krisen gemeistert"

Durch die Finanz- und Konjunkturkrise wachsen die Weltwirtschaft und der Welthandel langsamer als in den Vorjahren. "Aber wir reden immer noch über Wachstum", betonte Behrendt. Im laufenden Jahr werde die Weltwirtschaft um vier Prozent wachsen, der Welthandel um fünf Prozent. Für das nächste Jahr seien Prognosen schwierig; führende Marktforschungsinstitute rechneten jedoch in der Containerschifffahrt mit einem Plus von sechs bis sieben Prozent. Zuletzt hatte sich die Branche an zweistellige Wachstumsraten gewöhnt. "Die Schifffahrt hat einen nie gekannten Aufschwung hinter sich", so Behrendt. "Nun kehren wir zur Normalität zurück."

Für die Reeder macht sich das nachlassende Wachstum mit stark fallenden Fracht- und Charterraten bemerkbar. Dabei sind die Entwicklungen in den Fahrtgebieten und für die Schiffsgrößen und -klassen unterschiedlich. Am stärksten getroffen sind Massengutschiffe, die vor allem Rohstoffe transportieren, sowie die Transporte nach Fernost, besonders China. Erst im dritten Quartal 2009 werde es wieder aufwärts gehen, meinte Behrendt unter Berufung auf Prognoseinstitute.

Zudem werden in den kommenden Jahren viele neue Frachter abgeliefert. 10 000 Schiffe stehen in den Auftragsbüchern der Werften, davon 1300 für deutsche Besteller. Es zeichne sich jedoch bereits ab, dass nicht alle Schiffe gebaut würden, sagte Behrendt. Die deutschen Reeder dirigieren schon heute die drittgrößte Handelsflotte der Welt mit 3350 Schiffen. Davon fahren fast 500 unter deutscher Flagge.