Kahlschlag bei der BayernLB bestätigt schlimmste Befürchtungen

Der Freistaat Bayern muss die Bank mit 10 Milliarden Euro stützen, zusätzlich springt der Bund mit Garantien in Höhe von 15 Milliarden Euro ein.

München. Bis jetzt haben die Beschäftigten der BayernLB nur um einen einzigen Arbeitsplatz gekämpft, den ihres Chefs. In einer öffentlichen Demonstration forderten tausende Mitarbeiter vor sechs Wochen, Michael Kemmer trotz des Milliardenlochs bei der BayernLB im Amt zu lassen. Nun müssen sie um ihre eigenen Stellen bangen:

Am Montag kündigte Kemmer den Abbau von 5600 der weltweit gut 19 000 Arbeitsplätze an, um damit langfristig das Überleben der schwer angeschlagenen Bank zu retten. „Die Mitarbeiter wissen, dass es keine Alternative gibt“, warb er um Verständnis. Die Gewerkschaft ver.di sieht ihre schlimmsten Befürchtungen bestätigt.

Der Stellenabbau ist Teil einer radikalen Verkleinerung, durch die BayernLB nach den Erschütterungen der vergangenen Monate wieder Fuß fassen will. Im Zuge der Finanzkrise hatte sich die Bank verspekuliert und erwartet in diesem Jahr einen Milliardenverlust. Der Freistaat Bayern muss die Bank mit 10 Milliarden Euro stützen, zusätzlich springt der Bund mit Garantien in Höhe von 15 Milliarden Euro ein.

Von der BayernLB in ihrer alten Form wird nach der Schrumpfkur nicht viel übrig bleiben. Unter dem früheren Ministerpräsidenten Edmund Stoiber (CSU) war die BayernLB als Global Player positioniert worden, für den das Heimatgeschäft eher Nebensache war.

Stolz wurden immer neue Geschäftsstellen im Ausland eröffnet, mit denen Bayern und seine Landesbank an den Finanzplätzen der Welt Flagge zeigen wollten. Eine Verantwortung für die Krise der BayernLB wies Stoiber am Montag aber zurück. „Die Geschäftspolitik der Landesbank ist nie Thema des Kabinetts gewesen.“

Künftig will die BayernLB wieder vor der eigenen Haustür kehren. Im neuen Geschäftsmodell wird die Reihenfolge der Prioritäten auf den Kopf gestellt: An erster Stelle steht künftig Bayern, dann kommen Deutschland und ausgewählte Regionen in Europa.

Das übrige Auslandsgeschäft wird zu einem Großteil eingestampft, die Niederlassungen in Peking, Bombay und anderen asiatischen Großstädten dicht gemacht. Neben den Stellen, die dort wegfallen, ist von dem Arbeitsplatzabbau aber auch Deutschland stark betroffen. Allein am Standort München stehen bis zu 800 Stellen auf der Kippe.

Die Gewerkschaft ver.di übte scharfe Kritik an dem Kahlschlag. „Politik und Management haben bei der Landesbank ein beispielloses Debakel angerichtet“, kritisierte Josef Falbisoner, Landesbezirksleiter von ver.di Bayern. Die Konsequenzen würden nun die Beschäftigten zu spüren bekommen.

Die Gewerkschaft forderte, das Rettungspaket für die Landesbank auch auf die Beschäftigten auszudehnen und auf Kündigungen zu verzichten. Das konnte BayernLB- Chef Kemmer aber nicht versprechen. Zwar bemühe man sich um sozialverträgliche Lösungen, ausgeschlossen seien Kündigungen aber nicht.

Auch Kemmer ist sich seiner Zukunft bei der BayernLB nicht ganz sicher. „Ich habe es mir in meiner Karriere abgewöhnt, Prognosen über Zeiträume von mehr als einem Jahr abzugeben.“ Zumindest hat er bei seinem Sparkurs wieder die Rückendeckung der Staatsregierung.

Bayerns Ministerpräsident Horst Seehofer und auch Finanzminister Georg Fahrenschon (beide CSU) sprachen ihm nach einem Streit in den vergangenen Wochen ausdrücklich das Vertrauen aus und beendeten damit Spekulationen über seine Ablösung.