Strategie: Bankenhochzeit im Eiltempo

Dresdner Bank schlüpft schneller unter das Commerzbank-Dach als geplant.

Frankfurt. Die Krise zwingt zur Eile: Schneller als erwartet verliert die Dresdner Bank ihre Eigenständigkeit und geht in der Commerzbank auf. Die Zuspitzung der Finanzmarktkrise nach der Lehman-Pleite, der drastische Wertverlust von Finanzaktien und fortwährende Spekulationen über ein mögliches Scheitern der größten Fusion in der deutschen Finanzbranche seit sieben Jahren drängten die Akteure zum Handeln.

Die Chefs von Commerzbank und Allianz, Martin Blessing und Michael Diekmann, scheinen den richtigen Riecher gehabt zu haben: An der Börse machten die Kurse der beiden Dax-Konzerne Freudensprünge, Ökonomen und Analysten lobten die Entschlossenheit in unruhigen Zeiten, Mitarbeiter zeigten sich erleichtert, dass ihnen eine lange Hängepartie erspart bleibt.

Blessing, knallharter Rechner und ehrgeiziger Ex-McKinsey-Mann, hat für sein Haus noch bessere Konditionen herausgeholt: Der Kaufpreis schrumpft um fast die Hälfte von 9,8 Milliarden auf gut 5,1 Milliarden Euro. Zudem ist der Versicherungskonzern Allianz nur mit 18,4 Prozent am künftigen Institut beteiligt und nicht mit knapp 30 Prozent - mit entsprechend geringerem Einfluss auf künftige Entscheidungen. Auch vermeidet die Commerzbank eine außerordentliche Hauptversammlung, bei der die Gefahr bestanden hätte, dass kritische Aktionäre das Projekt zumindest verzögern.

Die Allianz nimmt für das Ende ihres Abenteuers als Allfinanzkonzern weitere Einbußen in Kauf: Im vierten Quartal werden weitere 600 Millionen Euro Abschreibungen fällig. Doch die Aktionäre hatten wegen zunehmender Belastungen immer lauter den Dresdner-Verkauf verlangt.

Die Commerzbank übernimmt ein Institut, das in der seit Sommer 2007 tobenden Finanzmarktkrise härter getroffen wurde als viele Konkurrenten: Von Januar bis Ende September machte die Dresdner Bank 2,4 Milliarden Euro Verlust - das war das schlechteste Neun-Monats-Nettoergebnis in der Firmengeschichte.

Gelingt die Übernahme, dürfte der seit Mai amtierende Commerzbank-Chef Martin Blessing gestärkt aus der Krise hervorgehen, selbst wenn die große Konkurrentin Deutsche Bank sich fast zeitgleich mit Anteilen der Postbank verstärkt.