Transnet stellt Bahn-Börsengang in Frage

Der Vorstand fährt wegen der Krise eine Nullrunde und fordert von der Eisenbahner-Gewerkschaft Mäßigung.

Berlin. Die Gewerkschaft Transnet will einem zweiten Anlauf für einen Börsengang der Deutschen Bahn nicht ohne weiteres zustimmen. Die Bahn müsse die Investitionsmittel bekommen, die sie benötige und dürfe nicht zerschlagen werden, sagte der stellvertretende Vorsitzende Alexander Kirchner zum Auftakt eines fünftägigen Gewerkschaftstages am Sonntag in Berlin. Solange diese Fragen nicht geklärt seien, "werden wir zu nichts eine Zustimmung geben". Der Börsengang war im Oktober wegen der Finanzmarktkrise auf unbestimmte Zeit verschoben worden. Transnet ist mit rund 240 000 Mitgliedern die größte der drei Bahngewerkschaften.

Der Tarifexperte Kirchner soll am Montag zum neuen Transnet-Vorsitzenden gewählt werden. Er hat bislang keinen Gegenkandidaten. Der bisherige Chef Lothar Krauß gibt den Posten nach internem Streit nach nur sechs Monaten wieder auf. Krauß war in die Kritik geraten, weil er als Bahn-Aufsichtsrat Bonuszahlungen an den Vorstand für den Fall eines Börsengangs zugestimmt hatte.

Bundesverkehrsminister Wolfgang Tiefensee (SPD) sicherte Transnet beim Thema Teilprivatisierung einen "engen Schulterschluss" mit Transnet zu. Bei den Zielen sehe er zwischen ihm und Transnet "keinen Unterschied". Es gehe darum, die Bahn als "integrierten Konzern" zu erhalten. "Das ist der Maßstab", sagte Tiefensee. Zudem müssten die Tarif-, Sozial- und Beschäftigungssicherung erhalten werden und der Bund dauerhaft Mehrheitseigentümer bleiben.

Tiefensee bekräftigte, dass der geplante Verkauf von 24,9 Prozent der Bahn-Tochter DB Mobility Logistics 5 bis 8 Milliarden Euro erbringen müsse. "Wenn der Erlös darunter bleibt, dann wird es keine Privatisierung geben." Zu einem möglichen Termin für den Börsengang äußerte er sich nicht.

Bahnchef Hartmut Mehdorn hatte seine Teilnahme an dem Gewerkschaftskongress am Sonntag kurzfristig abgesagt. Mehdorn gilt als eifrigster Verfechter eines Börsenganges und will damit sein Lebenswerk bei der Bahn krönen.

Allerdings appellierte Mehdorn an den Gewerkschaftstag, bei Lohnforderungen in Rezessionszeiten Augenmaß zu bewahren. "Die Transnet-Forderung von zehn Prozent mehr Lohn hat mit der Realität rein gar nichts mehr zu tun", sagte er der Bild am Sonntag. Gleichzeitig kündigte er an, dass der Bahn-Vorstand mit gutem Beispiel vorangehen will und 2009 auf Einkommenserhöhungen verzichten wird. Derzeit seien höhere Gehälter für Manager schwer zu vermitteln - späte Einsicht nach den gekippten Bonusplänen. ifa/dpa