Sonnenkönig will Autos bauen

Solarworld-Chef plant, Opel zu einem „grünen Autobauer“ zu machen. Die Anleger reagieren verschreckt, die Aktie stürzt ab.

Bonn. Frank Asbeck gilt als einer der schillerndsten Unternehmer in Deutschland. Der Bonner baute vor zehn Jahren aus dem Nichts einen Sonnentechnologie-Konzern auf, machte Solarworld an der Börse zur Kursrakete und zu einem der weltweit führenden Konzerne in der Wachstumsbranche. Mit einem überraschenden Übernahmeangebot für Opel sorgte Asbeck für Aufsehen. Über die Motivation wird gerätselt.

Er wolle Opel zum "grünen Automobilkonzern" umbauen, erklärt Asbeck. Der Öko-Visionär sagt von sich selbst, dass er künftige Trends sehr früh erkenne - mit seinem frühen Engagement bei erneuerbaren Energien traf er jedenfalls ins Schwarze und konnte Millionen scheffeln.

Verwunderte Börsianer vermuteten in dem offiziell verbreiteten Angebot einen "PR-Gag" und "abwegigen" Vorstoß. Doch das änderte nichts daran, dass die Anleger von Solarworld sofort aufgeschreckt reagierten. Die im Technologie-Index notierte Aktie brach um mehr als 15 Prozent ein. Für einen bloßen "PR-Gag" wäre dies ein böser Bumerang, der auch Großaktionär Asbeck selbst trifft.

Doch Asbeck zeigte sich unbeirrt und bekräftigte auch nach dem Kurssturz sein Angebot. Es sei "seriös" gemeint und an die Opel-Mutter General Motors (GM) in den USA gerichtet. "Wir haben eine Milliarde Euro liquide Mittel zur Verfügung." Solarworld will Barmittel in Höhe von 250 Millionen Euro und Banklinien von 750 Millionen Euro - vorbehaltlich einer Bundesbürgschaft - bereitstellen. Doch Analysten sind sehr skeptisch.

Voraussetzung für das Angebot ist laut Solarworld die Trennung von Opel aus dem GM-Konzern und eine Kompensationszahlung von 40 000 Euro für jeden deutschen Arbeitsplatz. Die gesamte Kompensationshöhe liegt damit nach Unternehmensangaben bei einer Milliarde Euro.

Doch was will Sonnenkönig Asbeck, der sich auf den Hauptversammlungen seines Unternehmens immer als Visionär einer grünen Zukunft ohne Öl als Energieträger gibt, mit einem Autokonzern? Auf den ersten Blick wirkt die Kombination ungewöhnlich. Solarworld war bislang auf das Kerngeschäft Photovoltaik konzentriert und will in diesem Bereich auch weiter expandieren. Asbeck konterte: Banken oder Risikokapitalgeber verstünden auch nicht automatisch etwas von Autobau.

Asbeck will auch inhaltlich Öko-Ziele setzen. "Wir streben neue Konzepte mit energiesparenden Fahrzeugen an." Laut Solarworld soll an den vier deutschen Opel-Standorten künftig auch eine neue Fahrzeuggeneration mit energieeffizienten und emmissionsarmen Antrieben - insbesondere Elektro- und Hybridfahrzeuge - produziert werden. Solarworld selbst arbeitet bereits an der Entwicklung von Elektrofahrzeugen, die mit Solarenergie auch Rennen bestreiten.

Asbeck ist Diplom-Ingenieur und kein Öko-Spinner. Er sitzt auch mit am Tisch, wenn im Bundeskanzleramt mit den Chefs der Branche über die Zukunft der Energieversorgung gesprochen wird. Der 1959 in Hagen geborene Manager ist auch als Wohltäter und für abseitige Ideen bekannt. In jungen Jahren tourte er auf dem Motorrad durch Afrika und sanierte alte Fabriken. Während des Bosnien-Kriegs vermietete er vor Ort in Sarajevo gepanzerte Fahrzeuge aus Nato-Beständen an Journalisten.