Stahl: Thyssen setzt Rotstift an

Der Konzern sieht das Geschäft stark beeinträchtigt. Er will aber harte Schnitte vermeiden.

Düsseldorf. Deutschlands größter Stahlkonzern, die ThyssenKrupp AG, setzt den Rotstift an, sieht sich aber auf die Krise offenbar besser vorbereitet als andere Konzerne. "Der rapide Nachfrageeinbruch beim Stahl hat auch uns überrascht", gab ThyssenKrupp-Chef Ekkehard Schulz auf der Bilanzpressekonferenz zu.

Der Konzern habe aber heute eine größere Robustheit als früher, auch dank der Vielzahl von Tätigkeiten - vom Aufzug, über U-Boote und Dienstleistungen bis hin zum Stahl. Dieses Konglomerat, das die Analysten häufig beklagt haben, federe Konjunkturschwächen in einzelnen Bereichen gut ab.

Dennoch glaubt Schulz, dass die Welt-Rezession "deutlich schärfer ausfallen wird" als bislang erwartet und erst ab 2010 wieder Normalität in Sicht ist. Der Krise begegnet der Konzern mit einem Kostensparprogramm in Größenordnung von 1,5 Milliarden Euro. Zudem trennt sich Thyssen von rund 3700 Leiharbeitern. Diese Maßnahme sei bereits für 2100 umgesetzt.

Den Mitarbeitern in den Stahlwerken wurde eine auf etwa vier Wochen verlängerte Weihnachtspause verordnet. Gleichzeitig müssen die Belegschaften zunächst ihre Arbeitszeit- und Resturlaubkonten abbauen. Erst für die Zeit danach - wenn die Restzeiten abgebaut sind - ist Kurzarbeit in Sicht. Die Schließung von Standorten oder Entlassungen schließt Schulz aber für das kommende Jahr aus.

Ein "Sorgenkind" ist für Schulz immer noch die Stahlsparte "Rostfrei", die unter anderem im Nirosta-Werk Krefeld beheimatet ist. In den vergangenen Jahren sind in diesem Bereich erhebliche Überkapazitäten in Asien entstanden, die zu Dumpingpreisen auf den Markt kommen.

Thyssen verzeichnet bei Rostfrei derzeit einen Nachfragerückgang von über 20 Prozent, bei Autoblechen nur geringfügig weniger. Zudem bauen Kunden derzeit ihre Läger ab und hoffen auf günstigere spätere Einkäufe. Schulz: "Ab Jahresanfang müsste sich der Auftragseingang bei Stainless aber wieder normalisieren, sonst machen wir uns große Sorgen."

Wegen der Rezessionsphase hat ThyssenKrupp seine langfristigen Ziele zeitlich nach hinten verschoben. Ursprünglich waren bis 2012 ein Vorsteuerergebnis vor Sondereffekten von 4 bis 5 Milliarden Euro sowie ein Umsatz von 60 bis 65 Milliarden Euro geplant. Jetzt seien diese Ziele frühestens 2013 erreichbar, sagte Schulz, der erstmals keinerlei Jahresprognose stellte.

Bei den Investitionen will der Thyssen-Chef "das Pulver trocken halten." Für Ende 2009 spekuliert er aber auf einige "Gelegenheiten für interessante Investments", gerne auch in Milliardenhöhe.