Vorstände rufen nach Staatshilfe

Die Chefs großer Konzerne kritisieren die Bundesregierung und die Banken.

Hamburg. Angesichts einer der schlimmsten Krisen der deutschen Nachkriegszeit wird in der Wirtschaft der Ruf nach noch mehr staatlichen Hilfen zusehends lauter. Vielen Managern gehen die bisherigen Maßnahmen der Bundesregierung nicht weit genug, wie der Spiegel berichtet. Demnach verlangt etwa Adidas-Chef Herbert Hainer Steuersenkungen zur Ankurbelung des Konsums, beispielsweise eine befristete Senkung der Mehrwertsteuer von derzeit 19 auf 16 Prozent.

VW-Chef Martin Winterkorn sorgt sich darum, dass die Krise zu einem "verheerenden Flächenbrand eskaliert". Bei der aktuellen Lage handele es sich um "eine absolute Ausnahmesituation - mit den herkömmlichen politischen und wirtschaftlichen Instrumenten kommen wir da nicht weiter", sagte er dem Spiegel.

Porsche-Vorstand Holger Härter verlangte, die Reaktion auf den erwarteten Nachfrageeinbruch müsse "in Deutschland deutlich stärker ausfallen". Geld müsse der Staat auf jeden Fall ausgeben. "Wenn er es jetzt nicht für ein Konjunkturprogramm investiert", so Härter, "dann muss er später umso mehr Geld ausgeben, um die sozialen Folgen der Krise abzumildern".

Bayer-Chef Werner Wenning sagte, "die Bundesregierung müsse mehr tun". Die Zukunft des Standorts Deutschland hänge nicht zuletzt von der Innovationsfähigkeit ab. Es wäre daher wichtig, die Forschungs- und Entwicklungsaktivitäten auch steuerlich stärker zu fördern.

BMW-Finanzvorstand Friedrich Eichiner sprach sich unterdessen für einen staatlichen Rettungsschirm für angeschlagene Automobilzulieferer aus. "In einer so schwierigen Krisensituation muss der Staat einspringen", sagte Eichiner dem Focus. Die Autohersteller seien damit überfordert, die Blockade des Kapitalmarktes zu überwinden und Mittel zur Verfügung zu stellen. "Wir können das nicht alleine stemmen", sagte Eichiner, der erst vergangene Woche das Finanzressort bei BMW übernahm.

Vor diesem Hintergrund wird die Kritik an der Finanzwirtschaft lauter: Der Vorstandschef des Automobilzulieferers ZF Friedrichshafen, Hans-Georg Härter, wird vom Spiegel mit den Worten zitiert, die Banken "lassen sich mit Steuermitteln sanieren, anstatt ihrer Aufgabe nachzukommen, Kunden Geld in Form von Krediten zukommen zu lassen". Bosch-Chef Franz Fehrenbach sagte: "Es ist unverantwortlich, wenn im Kern gesunde Unternehmen in den Ruin getrieben werden, weil sie sich nicht mehr refinanzieren können." Es müsse genug Kapital zur Verfügung stehen, damit die Realwirtschaft Tritt fassen kann.