Deutsche gehen später in Rente
Studie: Mit 63 Jahren beginnt im Schnitt der Ruhestand. Das ist ein Jahr später als noch im Jahr 2002.
Berlin. Wohl im Vorgriff auf die Rente mit 67, über deren Einführung zwischen den Jahren 2012 und 2029 die Politiker immer noch streiten, gehen die Deutschen bereits heute später in den Ruhestand. Das geht jedenfalls aus der am Mittwoch von der Bundesfamilienministerien Kristina Schröder (CDU) vorgelegten neuen Altersstudie hervor.
Wie es in der Studie "Deutscher Alterssurvey", erstellt im Auftrag der Bundesregierung, heißt, gehen heute (die Statistikzahlen sind von 2008) ältere Erwerbstätige im Schnitt im Alter von 63 Jahren und damit ein Jahr später in Rente als noch 2002. Dazu passend nahm auch die Zahl derer zu, die auch nach ihrem 60. Geburtstag noch einer Arbeit nachgingen - ihre Anzahl stieg auf etwa ein Drittel.
Für die restlichen zwei Drittel, die vor dem Renteneintritt nicht mehr erwerbstäig waren, änderte sich hingegen mit dem vollzogenen Abbau der Frühberentungsoptionen der Übergang in den Ruhestand (siehe Grafik). Statt 46 Prozent wie bis zur Mitte der 90er Jahre wechselten zuletzt nur noch acht Prozent aus dem Vorruhestand in die Rente. Verdoppelt hat sich dagegen der Anteil jener, die sich direkt aus der Arbeitslosigkeit in die Rente abmeldeten - zum Teil wohl auch mit Geldeinbußen.
Der Studie zufolge arbeiten die Bürger nicht nur länger, immer mehr Menschen nutzen inzwischen auch die Altersteilzeit als Brücke in den Ruhestand. Zwischen 2002 und 2008 hat sich demnach unter den Anspruchsberechtigten der Anteil der Personen in Altersteilzeit von acht auf 21 Prozent fast verdreifacht. Im Jahr 2008 bemühte sich bereits jeder Zehnte im Alter zwischen 55 und 59 Jahren und jeder Vierte zwischen 60 und 64 darum, von einer Vollzeitstelle in die Altersteilzeit zu wechseln. Dabei wird die Variante des "Blockmodells" wesentlich häufiger als das "Teilzeitmodell" gewählt.
Die Studie untersucht auch, was die Rentner mit ihrer zweiten Lebenshälfe anfangen. Danach ist heute jede zweite Person ehrenamtlich engagiert oder nutzt außerhäusliche Bildungsangebote. Bei den 70- bis 85-Jährigen nimmt die gesellschaftliche Teilhabe zwar ab, aber sie liegt immer noch bei gut 30 Prozent, das sind rund sechs Prozent mehr als 2002. Eine Rolle spielt in der höchsten Altersgruppe auch das Bildungsniveau: Die Höchstgebildeten sind mit 65 Prozent viermal so aktiv wie die Anderen.
Viele 40- bis 65-Jährige spielen bereits heute eine wichtige Rolle bei der Betreuung alter und kranker Menschen, wie die Studie ebenfalls zeigt. So kümmert sich jeder siebte von ihnen um eine hilfebedürftige Person. Jeder dritte dieser freiwilligen Pfleger sorgt dabei für einen - im Sinne der Pflegeversicherung - nahen Angehörigen. Mit längeren Lebensarbeitszeiten muss auch die Pflegebereitschaft weiter wachsen.