HP und Oracle streiten über Mark Hurd
Affäre: Hewlett-Packard klagt - Angst um das Ausplaudern von Betriebsgeheimnissen.
New York. Kann ein einzelner Mensch so wichtig sein, dass sich zwei renommierte Großkonzerne befehden und Börsianer Milliarden auf ihn wetten? Er kann - wenn er Mark Hurd heißt. Der ehemalige HP-Chef hat einen Monat nach seinem Rauswurf beim weltgrößten Computerkonzern beim Konkurrenten Oracle angeheuert. Der Oracle-Kurs explodierte geradezu, die HP-Chefetage auch. Sie will den Wechsel mit allen Mitteln verhindern.
Hurd könne seinen neuen Job als Oracle-Präsident nicht ausüben, ohne zwangsweise Geschäftsgeheimnisse seines alten Arbeitgebers zu verraten, wetterte HP und reichte eine Klage ein, die Hurds Dienstantritt blockieren soll. Oracle-Chef Larry Ellison schlug gewohnt barsch zurück: Das Vorgehen von HP sei "rachsüchtig" und die einstigen Partner Oracle und HP damit geschiedene Leute.
Hurd hatte HP wegen falscher Spesenabrechnungen und der Liaison mit der externen Mitarbeiterin Jodie Fisher verlassen müssen. Sie trat bei Kunden- und Mitarbeiterveranstaltungen auf. Hurd führte sie auf Firmenkosten zum Essen aus. Sie behauptete später, er habe sie sexuell belästigt. Diese Vorwürfe konnte Hurd widerlegen, es blieben aber die falschen Spesenabrechnungen, was ihn seinen Kopf kostete. Die Geschichte kochte auch deshalb hoch, weil die Frau in den 90er Jahren in einer Reihe von Erotikfilmen mitgespielt hatte.
Doch Hurd fiel weich. Nicht nur, dass er ein stattliches Abfindungspaket bis zu 35 Millionen Dollar erhalten hat. Sein neuer Arbeitgeber zahlt ihm nun jährlich ein Gehalt bis elf Millionen Dollar.
Das HP-Management dürfte das üppige Salär noch wütender machen. Denn die stolze eigene Abfindung floss ausdrücklich im Gegenzug für Geheimhaltungserklärungen, die Hurd unterschrieb und auf die HP jetzt pocht, wie das Unternehmen in einem Firmenblog unmissverständlich klarstellte. Oracle-Chef Ellison kündigte HP nach der Klageerhebung die Partnerschaft.
Über Jahre war die Arbeitsteilung klar geregelt: HP stellte Computer her, Oracle lieferte die passende Software für die wichtigen Firmenkunden. Einen ersten Dämpfer erhielt die Zusammenarbeit im vergangenen Jahr, als Oracle den Server-Spezialisten Sun übernahm und damit auch ins Hardwaregeschäft einstieg.