Die dicken Katalog-Wälzer sind nicht mehr gefragt

Quelle und Neckermann wurden sie zum Verhängnis. Andere Hersteller setzen auf dünne Magazine.

Frankfurt. Einst befeuerten sie das Wirtschaftswunder mit dem Versprechen, alles für jeden nach Hause zu liefern. Zuletzt aber haben die Versandkataloge die Warenhäuser in die Bredouille gebracht. Jetzt meldete auch Neckermann Insolvenz an, Quelle ist schon längst untergegangen. Eine Kulturgeschichte.

In Zeiten des Wirtschaftswunders gab es vor allem eines: Waren im Überfluss — egal ob Waschmaschinen oder Glocken- und Tellerröcke. Die Bilder dazu lieferten über Jahrzehnte die Versandhauskataloge. Die waren zeitweise mindestens tausend Seiten dick und zwei Kilogramm schwer — und auch in der DDR begehrt. Zwischen 1950 und 1965 waren etwa die Neckermann-Kataloge aufwändig in Leder gebunden, danach kamen Leineneinbände. Irgendwann gab es dann Hochglanzpapier.

Und heute? „Meine Quelle“, hieß es früher, bis sich der Versandhändler 2009 auflöste: Die Quelle des Glücks für Hausfrauen, die sich gerne modisch kleideten. Später zierten neben glücklichen Familien auch Models wie Claudia Schiffer die Titelseite des Katalogs. Aus Kostengründen verzichtete zuletzt auch Neckermann auf die dicken Wälzer. Geholfen hat es nichts. Dem Versandhändler droht nun ebenfalls das Aus.

Keiner will offenbar mehr einen tausendseitigen Versandhauskatalog — es wird sowieso alles über das Internet bestellt. Ist das wirklich so? Aus Sicht von Christin Schmidt vom Bundesverband des Deutschen Versandhandels (bvh) stimmt das zumindest nicht ganz. „Die dicken Kataloge, die alles Mögliche anbieten, wird es nicht mehr geben, dafür aber dünnere, die auf den Kunden zugeschnitten sind.“ Die heutigen Kataloge sollten Anreize schaffen für Online-Einkäufe.

Weiß wirklich keiner mehr die Kataloge zu schätzen? Ganz so ist es nicht. Besonders bei der Generation der über 60-Jährigen sind gedruckte Kataloge noch gefragt. Diese Generation könne zwar nicht der Maßstab für die Händler sein, sagt Trendforscher Lars Hofacker vom Handelsinstitut EHI. Die Warenhäuser müssten sich aber darauf einstellen, mehrgleisig zu fahren: „Für den Kunden wäre es optimal, wenn er etwas im Katalog entdeckt, es online bestellen und — wenn es ihm nicht gefällt — im Geschäft zurückgeben kann.“

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