Die Lotsen halten sich ein Hintertürchen offen
Bevor es zu einem Streik kommen könnte, wird erst noch einmal verhandelt — mit Schlichter.
Frankfurt. Das Tauziehen im Tarifkonflikt der Fluglotsen entwickelt sich zu einem Nervenkrieg für Hunderttausende Flugreisende. Zwar ist ein drohender Ausstand erst einmal vom Tisch, nachdem sich Bundesverkehrsminister Peter Ramsauer (CSU) eingeschaltet hat. Die Streikdrohung steht aber weiter im Raum.
„Angesichts der für Mittwoch drohenden Streiks bei der Deutschen Flugsicherung habe ich heute einen letzten Versuch zur Klärung der strittigen Punkte gestartet“, erklärte Ramsauer am Montagabend. Für Dienstag sei ein weiteres Gespräch vereinbart worden.
Moderiert wird das Gespräch vom bisherigen Schlichter Volker Rieble. Daran teilnehmen werden jeweils vier Vertreter der Deutschen Flugsicherung (DSF) und der Gewerkschaft der Fluglotsen.
Der Bund will auf Staatssekretärsebene dabei sein. Allerdings ist nicht klar, dass diese Verhandlung eine Einigung bringt. Scheitert auch dieser Versuch, müsste die Gewerkschaft einen Streik mit 24 Stunden Vorlauf ankündigen.
Am Nachmittag hatte der Vorstand der Gewerkschaft der Flugsicherung (GdF) ein neues Angebot der DSF als unzureichend abgelehnt und einen Streik für diese Woche angekündigt.
Knackpunkt der geplatzten Schlichtung war laut Flugsicherung die Forderung der Gewerkschaft, alle sogenannten Schicht- und Teamleiter in eine höhere Vergütungsgruppe einzustufen.
Die Fluglotsen fordern von der DFS eine Gehaltserhöhung um 6,5 Prozent über zwölf Monate. Das Unternehmen bietet eine Erhöhung der Tarifgehälter ab 1. August um 3,2 Prozent plus eine sofortige Einmalzahlung in Höhe von 0,8 Prozent des Bruttojahresgehalts. Derzeit liegen die Brutto-Jahresgehälter zwischen 72 000 und 130 000 Euro ohne Schicht- und Feiertagszulagen.
Den Lotsen geht es allerdings nicht nur ums Geld. Sie wollen auch auf grundsätzliche Probleme aufmerksam machen: Aufgrund eines systematischen Personalmangels müssten sie viel zu viele Überstunden machen. Eines Tages könnte das auf Kosten der Sicherheit gehen, warnt die GdF.
Schon zwei Mal hatte die Gewerkschaft mit Arbeitskampf gedroht: Den ersten Streik hatte sie selbst abgesagt, nachdem die DFS vor Gericht dagegen vorgegangen war. Den zweiten blies sie ab, weil die Arbeitgeber die Schlichtung angerufen hatten.