Einzelhandel rechnet mit Flaute
Im zweiten Halbjahr wird ein Umsatzminus erwartet.
Berlin/Wiesbaden. Der deutsche Einzelhandel rechnet bei steigenden Arbeitslosenzahlen mit stärkeren Umsatzeinbußen in der zweiten Jahreshälfte. Darauf deuteten die trüberen Geschäftserwartungen der Unternehmen hin, wie der Hauptverband des Deutschen Einzelhandels (HDE) gestern mitteilte.
Der Verband revidierte daher seine Prognose nach unten und erwartet jetzt ein nominales Umsatzminus von zwei Prozent. Anfang des Jahres war für die Branche mit ihren rund 2,7 Millionen Beschäftigten noch ein Rückgang von bis zu einem Prozent vorhergesagt worden. Verbandspräsident Josef Sanktjohanser betonte, der Handel bewege sich mit einem zweiprozentigen Umsatzminus noch im Rahmen der seit Jahren üblichen Schwankungen, "wenn auch am unteren Ende".
Im Vergleich zu anderen Branchen stehe der seit fast zwei Jahrzehnten von der Konsumflaute gebeutelte Einzelhandel noch recht gut da. Doch dürfe die Entwicklung nicht verharmlost werden, da die Unternehmen im Aufschwung kaum Reserven anlegen konnten. Die Prognose wurde auch geändert, weil im Gesamtjahr 2009 zwei Einkaufstage fehlen. Diese schlagen mit etwa 0,7 Prozentpunkten zu Buche.
Laut Sanktjohanser zeige sich der private Konsum bislang noch recht robust. Dazu trügen auch leicht gestiegene Einkommen und stabile Preise bei. Er sprach sich aber gegen eine Erhöhung der Mehrwertsteuer aus. "Nur mit konstant mehr Netto in den Taschen können die Verbraucher mehr konsumieren."
Auch für das erste Halbjahr geht Sanktjohanser von einem Umsatzrückgang von etwa zwei Prozent aus. Dazu beigetragen habe auch die Abwrackprämie, die zu Wettbewerbsverzerrungen zu Lasten des Einzelhandels geführt habe.
Nach Angaben des statistischen Bundesamtes stieg der Einzelhandelsumsatz im Mai gegenüber April saison- und kalenderbereinigt um 0,5 Prozent. Die geringen Preissteigerungen herausgerechnet, bleibt ein Umsatzplus von 0,4 Prozent innerhalb eines Monats. Im Vergleich mit dem Vorjahresmonat gingen die Erlöse im Mai nominal um 3,2 und preisbereinigt um 2,9 Prozent zurück. Der Mai 2009 hatte allerdings einen Verkaufstag weniger als der 2008. In NRW gingen die Erlöse des Einzelhandels nominal um 3,4 und real um 3,1 Prozent zurück. dpa