Europa und die USA gemeinsam gegen China

US-Präsident Barack Obama strebt ein Freihandelsabkommen mit der EU an. Europäer hoffen auf Impulse.

Brüssel. Günstigere Waren aus den USA, bessere Produktionschancen für Europas Unternehmen und Impulse für die flaue Wirtschaft — und das alles ohne Kosten für die Steuerzahler: Derartig hohe Erwartungen hegt die EU-Kommission an ein Freihandelsabkommen mit den Vereinigten Staaten.

Nachdem US-Präsident Barack Obama angekündigt hatte, transatlantische Handelshemmnisse auszuräumen, zogen die Europäer am Mittwoch nach. Die EU-Kommission hofft, bis zum Sommer die Verhandlungen über einen gemeinsamen Wirtschaftsraum zu beginnen. Zusammen könnten EU und USA, so lautet die Hoffnung, ein Gegengewicht zu aufstrebenden großen Wirtschaftsnationen wie China oder Indien bilden.

„Unser Ziel ist die größte Freihandelszone der Welt“, sagte EU-Kommissionschef José Manuel Barroso. Er erwartet zwar „schwierige“ jahrelange Verhandlungen. Doch der Portugiese glaubt, dass ein solches Abkommen Europas Kampf gegen die Schuldenkrise erleichtern könnte. Der Abbau von Handelshindernissen könnte Europas Wirtschaftsleistung aus EU-Sicht bis 2027 jährlich um 0,5 Prozent erhöhen. Schon derzeit wickeln die zwei Wirtschaftsregionen laut einem EU-Bericht fast ein Drittel des gesamten Welthandels miteinander ab. Jeden Tag würden zwischen der EU und den USA Güter und Dienstleistungen im Wert von zwei Milliarden Euro gehandelt.

Einerseits sollen Zölle abgebaut werden, die bei der Einfuhr von Produkten aus den USA oder Europa anfallen. Viel teurer sind für die Wirtschaft aus EU-Sicht andere Handelshindernisse. Derzeit gelten in Europa und den USA unterschiedliche Standards sowie Sicherheits- oder Technik-Anforderungen für Waren und Dienstleistungen. Dadurch entstünden Unternehmen Zusatzkosten, die Zöllen von mehr als zehn bis teilweise sogar 20 Prozent entsprächen, sagt EU-Handelskommissar Karel de Gucht. Die „echten“ Zölle betrügen im Schnitt lediglich vier Prozent.

Europas Wirtschaft könnte laut Experten in einer Freihandelszone günstiger Produkte und Rohstoffe aus den USA kaufen. Das senkt Herstellungskosten für Autos, Maschinen und andere Waren. Damit sichern sich die Unternehmen eine bessere Ausgangsposition im weltweiten Wettbewerb.

Es gibt heikle Handelsthemen. Dazu gehört vor allem die Landwirtschaft. Die Europäer sind viel zurückhaltender als die Amerikaner, was gentechnisch veränderte Lebensmittel und Pflanzen angeht. Auch in der Behandlung von Nahrungsmitteln gibt es Unterschiede. So möchten die Europäer keine mit Chlor desinfizierten Hühnchen in die EU lassen.