Stabwechsel im Tui-Konzern
Vorstandschef Frenzel geht. Nachfolger Joussen will das Unternehmen auf Ertrag trimmen.
Hannover. Der letzte große Auftritt von Michael Frenzel (65) als Tui-Chef weckte am Mittwoch die Hoffnung der Kleinanleger auf eine neue Ära bei Europas größtem Reisekonzern. Nach knapp zwei Jahrzehnten auf der Kommandobrücke übergab Frenzel die Führung an Nachfolger Friedrich Joussen. Der 49-Jährige soll das Unternehmen auf Ertrag trimmen. Er kündigte straffere Strukturen an. Die Aktionäre auf der Hauptversammlung in Hannover sehen ihn als Hoffnungsträger.
Frenzels Bilanz am Ende seines Vorstands-Daseins war bei aller Selbstkritik freilich positiv. Den von ihm gemanagten Umbau des einstigen Mischkonzerns Preussag zum Reise-Dienstleister Tui würdigte auch Aufsichtsratschef Klaus Mangold. Harsche Kritik dagegen kam von den Kleinanlegern. Sie warten seit Jahren vergeblich auf Dividendenzahlungen.
„Die Ära Frenzel war eine Regentschaft des Niedergangs“, resümierte Ingo Speich von Union Investment, der Fondsgesellschaft der Volks- und Raiffeisenbanken. Obwohl sich der Leitindex Dax seit Frenzels Amtsantritt 1994 mehr als verdreifacht habe, habe sich die Tui-Aktie nicht bewegt. Speich, der die Interessen von vier Millionen Anlegern vertritt, nannte Frenzel einen Konzernlenker ohne Fortune. Dem Nachfolger hinterlasse er eine riesige Baustelle. „Sie wollen jetzt aufräumen, das finden wir gut!“, rief er Joussen zu.
Der gebürtige Duisburger und frühere Deutschland-Chef von Vodafone will trotz düsterer Wolken an Europas Konjunkturhimmel die Tui AG zu neuen Horizonten führen. Für einen klaren Schnitt mit der Vergangenheit will der Ingenieur das komplexe Tui-Firmengeflecht mit seinen weit verzweigten Beteiligungen und Anteilen verschlanken.
Das ist mit Blick auf die aktuellen Zahlen auch nötig: Unterm Strich kletterte der saisontypische Verlust im ersten Geschäftsquartal bis Ende Dezember (nach Abzug von Minderheitsanteilen) um mehr als die Hälfte auf 137 Millionen Euro.