Naturkosmetik: Raus aus dem Nischendasein

Drogerien lösen Bioläden als Hauptverkaufsort ab.

Stuttgart. Egal ob Rosencreme oder Sanddornöl: Was früher die Ecke im Reformhaus war, ist heute für viele Naturkosmetikfirmen die Schönheitsabteilung in der Drogerie. Zahlreiche Hersteller verkaufen ihre Produkte mittlerweile im Massenmarkt — und kurbeln damit ihren Umsatz an.

„Es ist nur folgerichtig, dass Naturkosmetik dort, wo auch sonst Kosmetik verkauft wird, angeboten wird“, sagt Branchenexpertin Elfriede Dambacher. „Verbraucher müssen nicht die Schwelle überwinden, erst in einen Bioladen zu gehen.“ Mit einem Marktanteil von knapp 38 Prozent seien Drogeriemärkte mittlerweile Hauptverkaufsort für Ringelblumen-Salbe und Co.. Branchenprimus Weleda bestätigt den Trend: „Der größte Vertriebskanal sind die Drogeriemärkte“, sagt Sprecher Tobias Jakob.

„Naturkosmetik ist in der Mitte der Gesellschaft angekommen“, heißt es auch im aktuellen Naturkosmetik-Jahrbuch. Ob Anti-Falten-Creme, Zahnpasta oder Haarshampoo: Mittlerweile gibt es im Portfolio von Öko-Kosmetik all das, was auch klassische Hersteller bieten. Flüssiger Eyeliner gehört dazu ebenso wie ein Konturenstift für die Lippen. Der Unterschied: der Verzicht auf synthetische Inhaltsstoffe.

Mit einem Gesamtumsatz von 860 Millionen Euro legte der deutsche Markt für Naturkosmetik — immerhin der größte in Europa — 2012 um 5,5 Prozent zu. Mittlerweile machen die Ausgaben für Naturkosmetik 14 Prozent des gesamten Schönheitsmarktes aus. Die Branche trifft sich derzeit in Nürnberg auf der Naturkosmetikmesse Vivaness, die zur weltweit größten Öko-Messe Biofach gehört.

Wie Hersteller den Verkauf weiter ankurbeln können? Da sei Kreativität gefordert, sagt Dambacher. „Naturkosmetik muss auch Spaß machen, es darf nicht ausschließlich um die Ökologie gehen.“

„Wir haben zwar ein Wachstum in den Drogeriemärkten, aber die traditionellen Vertriebswege wie Reformhäuser und Bioläden gewinnen zu wenig neue Kunden“, gibt sie zu bedenken. Hinzu komme, dass immer mehr Reformhäuser dichtmachten.