EZB kämpft gegen Flaute

Das Geld wird wegen der Euro-Krise billiger. Staatsanleihen werden auch weiterhin aufgekauft.

Frankfurt. Die EZB stemmt sich mit allen Mitteln gegen die drohende Rezession: Die Zinsen sinken, der Aufkauf von Anleihen der Schuldensünder wie Griechenland, Portugal und Italien geht weiter. Der Italiener Mario Draghi setzt gleich zu Beginn seiner Amtszeit als Präsident der Europäischen Zentralbank (EZB) deutliche Akzente.

Draghi begründete die Zinssenkung von 1,5 auf 1,25 Prozent gestern in Frankfurt mit den trüber werdenden Aussichten. Das Wirtschaftswachstum dürfte in der zweiten Jahreshälfte nur noch sehr moderat ausfallen, die Wachstumsprognosen für 2012 dürften deutlich sinken. Ökonomen nannten die Zinssenkung überraschend, aber vertretbar.

Draghi betonte beim ersten öffentlichen Auftritt im Amt die Unabhängigkeit der Währungshüter: „Wir werden von niemandem gedrängt. Wir sind unabhängig. Wir bilden uns unsere eigene Meinung. Das ist es.“

Auf dieser Basis will die EZB auch den Aufkauf von Staatsanleihen vorerst fortsetzen. Draghi betonte zwar — wie schon sein Vorgänger Jean-Claude Trichet — das Programm sei vorübergehend und in seinem Umfang begrenzt. Die Sondermaßnahme sei aber damit gerechtfertigt, dass die EZB dadurch ihre Geldpolitik am Laufen halte. „Wir wollen, dass unsere Geldpolitik funktioniert“, erklärte der Italiener.

Niedrige Zinsen verbilligen Kredite zwar und können Investitionen und Konsum ankurbeln. Doch billiges Geld heizt auch die Inflation an — und die lag im Euro-Raum zuletzt bei 3,0 Prozent statt gewünschter zwei Prozent.