Fiat stockt bei Chrysler auf

Turin/Auburn Hills (dpa) - Sergio Marchionne ist seinem Ziel, einen neuen Autokonzern aus Fiat und Chrysler zu schmieden, ein Stück nähergekommen. Der Fiat-Chef hat die Unternehmen enger aneinander gebunden.

Der italienische Autobauer Fiat und sein US-amerikanischer Partner Chrysler rücken noch enger zusammen. Fiat habe seinen Chrysler-Anteil von 25 auf 30 Prozent erhöht, teilten die beiden Unternehmen am Dienstag in Turin und Auburn Hills im US-Bundesstaat Michigan mit. Schon heute entwickelt das ungleiche Duo zusammen Autos und vertreibt sie gemeinsam über ihre weltweiten Händlernetze.

Die Anteilsaufstockung ist Teil einer Abmachung zwischen Fiat und der US-Regierung, die Chrysler im Sommer 2009 mit milliardenschweren Hilfen vor dem Untergang bewahrt hatte. Fiat kontrolliert Chrysler de fakto bereits seit dem Neustart nach der Insolvenz. Schlüsselfigur ist Sergio Marchionne, der beide Unternehmen in Personalunion führt und ständig von Kontinent zu Kontinent jettet.

Marchionne will aus Fiat und Chrysler einen neuen, großen Autokonzern schmieden. Die Italiener greifen den Amerikanern mit Technik wie spritsparenden Motoren unter die Arme; Chrysler liefert im Gegenzug große Autos wie die Limousine 300 für die schwächelnde italienische Premiummarke Lancia und helft dabei, Fiat zurück auf den US-Markt zu bringen. Zu Jahresbeginn startete der kultige Kleinwagen 500 im Land der Straßenkreuzer.

Alleine, so Marchionnes Überzeugung, sind die beiden Unternehmen zu klein, um im harten Wettbewerb mit Größen wie Volkswagen, Toyota, General Motors oder dem südkoreanischen Gespann Hyundai/Kia bestehen zu können. Erste Erfolge geben dem für seinen Hang zu Pullovern bekannten Manager Recht: Die Verkaufszahlen weisen nach oben, Chrysler soll dieses Jahr wieder Gewinn schreiben.

Größter Anteilseigner von Chrysler ist allerdings noch die Autogewerkschaft UAW mit 59,2 Prozent, die bei der Insolvenz weitreichende Zugeständnisse gemacht hatte. Es folgen Fiat mit seinen nun 30,0 Prozent, das US-Finanzministerium mit 8,6 Prozent und die kanadische Regierung mit 2,2 Prozent. Marchionne hatte wiederholt erklärt, die Beteiligung sukzessive bis zur Übernahme der Mehrheit aufstocken zu wollen.

„Ich weiß nicht, ob wir das dieses Jahr schaffen“, erklärte Marchionne am Montag. Denn Voraussetzung dafür sei, dass der US-Hersteller seine Regierungsschulden refinanziert bekomme. Chryslers ist bei den Regierungen der USA und Kanadas noch mit sieben Milliarden Dollar verschuldet, wie es hieß. Die Zinsen für die Kredite lasten schwer auf Chrysler.

Eine Komplettübernahme steht indes nicht zur Debatte. Chrysler soll stattdessen an die Börse zurückkehren mit einem starken Großaktionär Fiat. Spekuliert wird, dass der Börsengang zum Jahresende über die Bühne geht. Voraussetzung dafür ist auch, dass Chrysler aus der Verlustzone kommt. Im vergangenen Jahr hatte das Unternehmen unterm Strich 652 Millionen Dollar verloren. In diesem Jahr sollen dagegen 200 bis 500 Millionen Dollar übrig bleiben.

Marchionne hatte schon Fiat saniert. Viele in der Branche zweifeln allerdings daran, dass ihm dies auch bei Chrysler gelingt. An dem kleinsten der drei US-Autokonzerne war schon Daimler gescheitert. Die Stuttgarter trennten sich 2007 nach neun gemeinsamen Jahren von Chrysler. Mit General Motors, Ford und den japanischen und südkoreanischen Autobauern herrscht hoher Konkurrenzdruck auf dem US-Markt. Überdies greift auch noch VW mit Kampfpreisen an.