Finanzkrise: Ist das die Wende?

Die Börsianer fassen Vertrauen in die staatlichen Interventionen, und der Wirtschaftsweise Rürup lobt die Bundesregierung.

Berlin/Frankfurt/Düsseldorf. Der größte Rettungsfonds in der deutschen Nachkriegsgeschichte hat Wirtschaftsexperten überzeugt und die verunsicherten Märkte am Montag sogar euphorisiert. Dass die Bundesregierung die angeschlagene Finanzbranche mit bis zu einer halben Billion Euro stützen will, sorgte für ein Kursfeuerwerk an der Frankfurter Börse.

Nach der bisher wohl schwärzesten Woche, in der der Dax um 22 Prozent geschmolzen war, stieg der deutsche Leitindex am Montag um 11,4 Prozent. Das war der höchste prozentuale Tagesanstieg in dessen Geschichte. Der europäische Leitindex Euro-stoxx 50 legte um elf Prozent zu. Auch der Dow Jones in New York ließ sich von der Euphorie anstecken.

700 Milliarden Dollar (515 Milliarden Euro) hatten die USA bereits für ihre maroden Banken bereitgestellt. Nun stemmt Deutschland allein fast so viel wie die Amerikaner. Nimmt man die europäischen Partner hinzu, die sich beim Euro-Gipfel eng abgestimmt hatten, ist das europäische Rettungspaket insgesamt etwa doppelt so schwer wie das US-amerikanische.

Der Chef der Wirtschaftsweisen in Deutschland, Professor Bert Rürup, zeigte sich denn auch zufrieden mit der Bundesregierung. "Der Einsatz ist umfassend genug, um das Risiko einer systemischen Krise deutlich zu reduzieren", sagte er in einem Interview mit unserer Zeitung. Allerdings werde die Krise in den Bankbilanzen "noch mehrere Jahre tiefe Spuren hinterlassen". Er könne fortan "zwar nicht ruhig schlafen", so Rürup - "aber ruhiger".

Über die Wirtschaftsaussichten für das kommende Jahr wollte sich der Finanzexperte nicht konkret äußern. "Wir sind in einem wirtschaftlichen Abschwung", sagte er. "Der wurde aber nicht von der Finanzkrise ausgelöst, sondern wird von ihr verstärkt." Mit Blick auf den Arbeitsmarkt 2009 zeigte sich Rürup vorsichtig optimistisch: "In den vergangenen Jahren wurde die Sockelarbeitslosigkeit abgebaut. Das kommt uns jetzt zugute."

Durch das Rettungspaket steigt die Gesamtschuld des Staates zunächst um 100 Milliarden Euro, wenn Bundestag und Bundesrat erwartungsgemäß noch in dieser Woche zustimmen. Für Ausfallgarantien bei Geldgeschäften zwischen Banken stehen dann bis zu 400 Milliarden bereit; 20 Milliarden davon werden sofort im Haushalt bereitgestellt. Hinzu kommen 70 Milliarden Euro zur Beteiligung am Eigenkapital der Finanzinstitute. Die Summe kann um zehn Milliarden Euro aufgestockt werden.

Die Bundesregierung knüpft ihre Hilfe aber an weitreichende Bedingungen. Finanzspritzen will sie nur dann setzen, wenn sie im Gegenzug Manager-Vergütungen begrenzen kann. Außerdem müssten die Banken dem Mittelstand weiter Kredite gewähren, hieß es.