Finanzkrise lässt Deutsche um Altersvorsorge bangen

Berlin (dpa) - Die Schuldenkrise in Europa lässt die Bundesbürger um ihre Altersversorgung bangen. Jeder fünfte Berufstätige über 50 rechnet inzwischen damit, im Alter nicht genügend Geld zum Leben zu haben.

Es handelt sich um den höchsten Wert seit 2006.

Das geht aus einer am Donnerstag in Berlin vorgestellten Postbank-Umfrage in Zusammenarbeit mit dem Institut für Demoskopie Allensbach hervor. Unterm Strich macht sich gut die Hälfte aller Befragten angesichts der Schuldenkrise verstärkt Sorgen um das Auskommen im Alter. Dagegen hält nur ein Drittel die eigene Vorsorge für ausreichend. An der zum neunten Mal seit 2003 vorgenommenen repräsentativen Befragung „Altersvorsorge in Deutschland“ nahmen 1771 Bundesbürger über 16 Jahren teil.

Wegen der Verunsicherung erlahmt der Umfrage zufolge auch die Bereitschaft, mehr für Riester und Co. auszugeben. Fast vier von zehn Befragten gaben an, keinen weiteren Ausbau zu planen. Besonders auffällig ist die Zurückhaltung bei den Beschäftigten unter 30: Sie wollen weniger denn je ihre Versorgung aufstocken. Nur noch etwa jeder Zweite plant dies. Einen Ausbau schließt ein Viertel sogar ausdrücklich aus - laut Umfrage ebenfalls ein Rekordwert und eine Verdopplung im Vergleich zur Befragung von 2010.

„Nach der Eskalation der Finanzkrise im Jahr 2008 und der Verschuldung vieler EU-Staaten empfinden die Deutschen aktuell eine zentrale Bedrohung ihrer Altersvorsorge“, fasste Postbank-Vorstand Michael Meyer die Ergebnisse zusammen. So fürchtet jeder Dritte (32 Prozent) wegen drohender Inflation um sein Erspartes. Insgesamt 30 Prozent haben Angst, dass dem Staat wegen hoher Zahlungen an andere Euro-Länder das Geld für die gesetzliche Rente knapp werden könnte.

Die Folge ist eine steigende Verunsicherung: So sei der Anteil jener deutlich gewachsen, die sich angesichts der Krise fragten, welche privaten Anlageprodukte überhaupt noch sinnvoll seien: 43 Prozent teilen diese Unsicherheit, im vergangenen Jahr waren es erst 34 Prozent. Wer vorsorgt, gibt den Zahlen zufolge mit monatlich 188 Euro im Schnitt nun sechs Prozent weniger aus als 2010.

Hoch im Kurs stehen dagegen die eigenen vier Wände. Jeder Dritte plant den Kauf einer Wohnung oder eines Hauses. „Betongold“ gilt den meisten als besonders sichere Form der Altersvorsorge (71 Prozent), gefolgt von der staatlichen Rente (46 Prozent) und Gold (39 Prozent). Auf der Suche nach einer vermeintlich sicheren Vorsorge können sich 13 Prozent vorstellen, in Gold zu investieren. Die Riester-Rente rangiert dahinter mit 12 Prozent. 74 Prozent der Befragten sehen in der gesetzlichen Rente aber immerhin die „ideale Form der Alterssicherung“, gefolgt vom Eigenheim mit 68 Prozent.

Der Deutsche Sparkassen- und Giroverband warnte davor, die Zuversicht der Bürger kleinzureden: „Wir können solche Einschätzungen nicht nachvollziehen und halten sie für negativ überzeichnet.“ Die Mehrheit der Bundesbürger blicke optimistisch auf die eigene finanzielle Zukunft, der Anteil der Pessimisten liege „auf dem niedrigsten Stand der letzten sechs Jahre“.

Zur Stärkung der Altersvorsorge dringen Verbraucherschützer auf bessere Beratung und geringere Kostenbelastung. „Der Staat hat unseres Erachtens eine Sorgfaltspflicht, sicherzustellen, dass Verbraucher gut beraten werden und effiziente, das heißt kostenschlanke Produkte bekommen“, sagte Dorothea Mohn, Finanzexpertin beim Verbraucherzentrale Bundesverband, der Nachrichtenagentur dpa. Dies sei derzeit aber bei der vor allem auf Provisionen ausgerichteten Beratung nicht möglich.

Sie sprach sich für eine Stärkung der unabhängigen Beratung aus. Außerdem müsse es eine Lösung hinsichtlich geringerer Kostenbelastung geben.