Fuß von der Datenbremse
Die Telekom rudert zurück. Die Drosselung soll kleiner ausfallen. Wer länger schneller surfen will, muss zahlen.
Frankfurt. Die Deutsche Telekom ist bei ihren Plänen zur Einführung einer Internet-Tempobremse für Extremnutzer zurückgerudert. Auf Vielnutzer kommen trotzdem Einschränkungen zu — oder Mehrkosten.
Die Telekom will für das Festnetz Volumengrenzen für schnelle Internetnutzung einführen. Konkret sollen Kunden mit normalem DSL-Anschluss mit einer Datenübertragungsrate von 16 Megabit pro Sekunde nur noch 75 Gigabyte Daten pro Monat bei voller Geschwindigkeit surfen dürfen, Kunden mit superschnellen VDSL-Anschlüssen bis zu 400 Gigabyte. Ist diese Grenze überschritten, soll die Übertragungsgeschwindigkeit auf einen Bruchteil gedrosselt werden.
Ende April hatte die Telekom eine Tempolimitierung auf 384 Kilobit pro Sekunde angekündigt. Nach dem Proteststurm will sie Kunden nun aber zwei Megabit zugestehen. Wollen Kunden künftig länger mit voller Geschwindigkeit surfen, können sie zusätzliches Datenvolumen hinzubuchen.
Die Daten-Drosselung gilt für alle neuen Verträge, die seit dem 2. Mai bei der Telekom abgeschlossen wurden. Altverträge sind nicht betroffen. Wann der Konzern die Geschwindigkeitsbeschränkung tatsächlich auch technisch umsetzt, ist unklar — vor 2016 wird dies laut Telekom aber nicht der Fall sein.
Bei vielen anderen Internet-Anbietern — wie Vodafone oder Telefónica (O2) — gibt es bislang keine Datendrosseln. Doch dies kann sich ändern. Kabel Deutschland hingegen hat bereits eine vertragliche Verbrauchsgrenze. 1&1 bietet zwei Modelle: einen günstigeren Anschluss mit Datendrossel, einen teureren ohne.
Die meisten Daten fallen bei Musik oder Videos an. Beispiele sind die Nutzung der Mediatheken auf den Internetseiten von Fernsehsendern oder das Musikhören online über Radio-Livestreams oder Musikdienste. Das Gleiche gilt für Internettelefonie, beispielsweise über Skype. Wer Internetfernsehen über die Telekom gebucht hat, soll für diesen Datenverkehr künftig aber nicht extra zahlen.
Ein Film in HD-Qualität verursacht etwa zehn Gigabyte Datenverkehr, in normaler Qualität sind es zwei Gigabyte. Die Obergrenze von 75 Gigabyte klingt angesichts dieser Zahlen nach viel. Da jedoch selbst jeder moderne Fernseher heute internettauglich ist, könnte sich dies bald als wenig entpuppen.