G8-Minister zum steigenden Ölpreis: „Bedrohung für das Wachstum“

Die führenden Industrienationen sind besorgt über den steigenden Ölpreis. Sie drängen auf eine Erhöhung der Fördermengen.

Osaka. Die Finanzminister der sieben führenden Industrienationen und Russlands haben vor den Folgen eines hohen Ölpreises für die Weltwirtschaft gewarnt und höhere Förderquoten gefordert. Die hohen Preise für Öl und Lebensmittel seien eine "ernsthafte Bedrohung" für das weltweite Wirtschaftswachstum, erklärten die G-8-Minister am Samstag nach einem zweitägigen Treffen im japanischen Osaka.

Sie beauftragten den Internationalen Währungsfonds (IWF) und die Internationale Energieagentur (IEA), den Einfluss von Spekulanten auf dem Rohstoffmarkt auf den gestiegenen Ölpreis zu untersuchen.

Die G-8 appellierten in ihrer Abschlusserklärung an "alle Förderländer, die Produktion zu erhöhen und in die Raffineriekapazitäten zu investieren", um den weltweiten Preisauftrieb abzubremsen. Laut der Onlineausgabe der "New York Times" will Saudi-Arabien als größter Erdölproduzent seine Tagesproduktion kommenden Monat um rund eine halbe Million Barrel Öl erhöhen.

Der Ölpreis war Ende vergangener Woche auf fast 140Dollar pro Fass (159 Liter) geklettert. Der IWF und die IEA sollten die "realen und finanziellen Faktoren" für den hohen Ölpreis und die Auswirkungen auf die Weltwirtschaft untersuchen, hieß es in der Erklärung weiter. Die Gründe für den Preisanstieg seien nicht klar, sagte IWF-Chef Dominique Strauss-Kahn. "Wir brauchen eine Untersuchung, um diese Frage zu beantworten."

Der IWF will den Bericht bei seiner nächsten Vollversammlung im Oktober vorlegen. US-Finanzminister Henry Paulson sagte, Spekulationen seien seiner Ansicht nach nicht der Grund für die Preisexplosion. Vielmehr deuteten "alle Anzeichen" darauf hin, dass die große Nachfrage und geringe Fördermengen den Preis für Öl in die Höhe betrieben hätten.

Grund für den gestiegenen Ölpreis sei, dass es seit zehn Jahren keine bedeutende Erhöhung der Ölförderung gegeben habe. "Finanzinvestoren schaffen meiner Erfahrung nach keine Trends. Sie folgen vielleicht Trends", sagte Paulson.

Zur Gruppe der G-8-Nationen gehören Deutschland, Russland, Frankreich, Großbritannien, Italien, Kanada, die USA und Japan. Sie sind entzweit zwischen Staaten wie Großbritannien und den USA, die zu geringe Förderquoten für den Grund des hohen Ölpreises halten, und Ländern wie Deutschland und Frankreich, die Spekulationen auf dem Rohstoffmarkt als eine Ursache sehen.