Goodyear kauft drei Zeppeline
Friedrichshafen (dpa) - Der Friedrichshafener Luftschiffbauer Zeppelin hat den größten Auftrag seiner Geschichte an Land gezogen. Der US-Reifenhersteller und Luftschiffbauer Goodyear habe drei Zeppeline bestellt, teilte das Unternehmen am Dienstag mit.
Ein Zeppelin NT (Neue Technologie) koste rund 14,5 Millionen Euro. Bei Entwicklung und Bau der Luftschiffe wollen beide Unternehmen eng zusammenarbeiten. Die Auslieferung der 75 Meter langen Zeppeline soll 2017 abgeschlossen sein. Das erste Luftschiff wird voraussichtlich im Januar 2014 fertig sein. Goodyear will mit ihnen die eigenen, in die Jahre gekommenen, Luftschiffe „Blimps“ ersetzen.
In der Zeppelin-Werft am Bodensee werden zunächst Teile und Komponenten gebaut. Diese werden dann per Schiff in die USA gebracht und dort montiert. Dabei arbeiten am Goodyear-Luftschiffstandort nahe Akron im US-Bundesstaats Ohio die Mannschaften beider Unternehmen eng zusammen.
Die drei Zeppeline werden künftig von den drei Goodyear-Standorten in Ohio, Kalifornien und Florida aus eingesetzt. Das US-Unternehmen plant aber keinen Einstieg in den kommerziellen Passagierbetriebe wie es ihn zum Beispiel am Bodensee gibt. Goodyear will die Luftschiffe zur Eigenwerbung sowie als Werbe- und Übertragungsplattform für das Fernsehen bei Großveranstaltungen nutzen.
Fünf Jahre haben Vertreter beider Unternehmen an der Kooperation gearbeitet. Der Geschäftsführer der ZLT Zeppelin Luftschifftechnik GmbH & Co KG, Thomas Brandt, erhofft sich nach dem Deal weitere Folgegeschäfte und neue Jobs. Derzeit hat das Unternehmen rund 75 Mitarbeiter. Im Passagierbetrieb und in der Forschung sei das Friedrichshafener Unternehmen bereits Weltmarktführer, sagte Brandt. Künftig will er in Zusammenarbeit mit Goodyear auch verstärkt auf Werbung aus der Luft setzen. Bisher hat die 1993 gegründete Firma ZLT Zeppelin Luftschifftechnik, hinter der als Gesellschafter die Firmen Luftschiffbau Zeppelin GmbH und ZF Friedrichshafen AG stehen, vier Zeppeline NT gebaut. Sie sind für den kommerziellen Flugbetrieb mit bis zu 15 Passagieren zugelassen.
Die neue Partnerschaft zwischen Zeppelin und Goodyear weckt Erinnerungen an die Zusammenarbeit beider Firmen zwischen 1923 und 1940. Damals hatte sich die Goodyear Tire & Rubber Co. und die Luftschiffbau Zeppelin GmbH über die Gründung einer gemeinsamen Luftschiffbaugesellschaft - der Goodyear-Zeppelin Corporation - verständigt. Goodyear hielt zwei Drittel an dem Joint Venture und Luftschiffbau Zeppelin war mit einem Drittel beteiligt.
Für Zeppelin war dies die einzige Möglichkeit, an der Luftschiffentwicklung weiterzuarbeiten. Denn nach Ende des Ersten Weltkrieges war mit dem Versailler Vertrag von 1919 der Luftschiffbau in Deutschland untersagt worden. In der Folge fand zwischen Luftschiffbau Zeppelin und der Goodyear-Zeppelin Corporation ein reger Technologietransfer statt, an den nun wieder angeknüpft werden soll.