MAN legt kräftig zu - Scania-Gespräche laufen
München (dpa) - MAN spürt dank der weltweiten Erholung der Lastwagenmärkte kräftigen Rückenwind. Der Lastwagen- und Motorenbauer verdiente mit 325 Millionen Euro zwischen Januar und März operativ mehr als doppelt so viel wie im Vorjahr, wie der Dax-Konzern am Dienstag in München mitteilte.
„Wir sind sicher, dass der Markt weiter wachsen wird“, sagte Konzernchef Georg Pachta-Reyhofen am Dienstag in München. Und auch im zähen und langwierigen Streit mit dem Staatsfonds IPIC aus Abu Dhabi über die frühere MAN-Tochter Ferrostaal könnte in den kommenden Wochen wieder Bewegung kommen.
„Gerade die Zahlen aus dem Nutzfahrzeuggeschäft belegen deutlich die konjunkturelle Wende, vor allem in Europa“, sagte Pachta-Reyhofen. Wie den Konkurrenten Volvo und Scania kommt den Münchnern die wachsende Nachfrage zu Gute. Zugleich warnte der Manager vor Risiken: „Dennoch führen die Schuldensituation in Europa und den USA sowie die politischen Unruhen in den arabischen Ländern immer wieder zu erheblicher Verunsicherung an den Finanz- und Rohstoffmärkten.“
Der Umsatz wuchs im ersten Quartal um 19 Prozent auf 3,7 Milliarden Euro. Der Auftragseingang legte um 26 Prozent auf 4,4 Milliarden Euro zu. Unter dem Strich stieg der Gewinn des Konzerns wegen der zuvor angekündigten veränderten Buchung der Beteiligung an der Volkswagen-Tochter Scania kräftig auf 565 Millionen Euro - nach nur 49 Millionen Euro im Vorjahr.
Besondere Freude macht den Münchnern das von Volkswagen übernommene Lastwagengeschäft in Brasilien. „Während sich das europäische Nutzfahrzeuggeschäft weiter nachhaltig erholt hat, konnte MAN in Lateinamerika erneut Bestmarken erzielen.“ Auch dort erwartet der Konzern in den kommenden Monaten weiter ein deutliches Wachstum. Die Gespräche über eine enge Zusammenarbeit mit Scania laufen unterdessen weiter, sagte Pachta-Reyhofen.
Volkswagen ist an MAN mit knapp 30 Prozent beteiligt und wünscht sich seit lange einen Zusammenschluss der beiden LKW-Bauer. Als ein Hindernis gilt der Streit um die von einem Schmiergeld-Skandal erschütterte frühere MAN-Tochter Ferrostaal. Nachdem die Fronten zwischen den Münchern und dem neuen Mehrheitseigentümer aus Abu Dhabi, dem Staatsfonds IPIC, zuletzt verhärtet waren, könnte nun wieder Bewegung in die Sache kommen.
„Wir sind in der Sache weiter gesprächsbereit“, sagte MAN-Finanzvorstand Frank Lutz. Der Konzern sei an einer raschen Einigung interessiert. Vor einigen Wochen hatte MAN noch erklärt, ein Vergleichsangebot endgültig zurückgezogen zu haben und nun auf den Ausgang eines Schiedsverfahrens zu warten, mit dem IPIC parallel zu den Gesprächen das Geschäft rückgängig machen will. Doch die Araber zeigten sich vergangenen Donnerstag nach langer Pause überraschend wieder zu Verhandlungen bereit.
Der Streit dreht sich um die Frage, wie die Partner mit dem erst nach der IPIC-Übernahme von 70 Prozent an Ferrostaal bekanntgewordenen Skandal bei dem Essener Industriedienstleister umgehen sollen. Es geht sowohl um die Kosten für die verbliebenen Anteile, die IPIC noch übernehmen sollte, aber auch um die Frage, wer mögliche Bußgelder bezahlt. MAN beharrt darauf, dass IPIC auch die restlichen 30 Prozent übernehmen müsse, IPIC wiederum will nicht auf den Kosten für den Schmiergeldskandal sitzen bleiben. Ohne eine gütliche Einigung könnte sich der Streit vor dem Schiedsgericht im schlimmsten Fall noch jahrelang hinziehen.