Griechenland: Der Schrecken der Staatspleite
Nicht nur Griechenland hat bittere Erfahrungen mit diesem in der Geschichte gar nicht so seltenen Phänomen gemacht.
Düsseldorf/Athen. „Wir sind leider bankrott“. Die Worte des griechischen Ministerpräsidenten könnten aktuell sein. Doch sie wurden bereits vor 119 Jahren gesprochen. Der Regierungschef, hieß damals Charilaos Trikoupis.
Auch 1893 hatte es in dem Land ähnliche Probleme gegeben wie heute: schwache Wirtschaft, hohe Schulden, geringe Steuermoral. Wird es nun wieder in der Staatspleite enden? Und damit mit einem Ende, das gar nicht so selten ist, wie man gemeinhin denkt?
„This time is different“ — dieses Mal ist alles anders. Diesen Titel haben die US-Ökonomen Kenneth Rogoff und Carmen Reinhard ihrem Buch über spektakuläre Finanzkrisen und Staatsbankrotte der vergangenen acht Jahrhunderte gegeben. Und mit dem ironisch gemeinten Titel sagen wollen:
Wir alle wiegen uns mit unserem verengten Blick auf ein paar Jahre Wirtschaftsgeschichte in trügerischer Sicherheit, wenn wir meinen, dass dieses Mal alles anders ist. Denn allzu häufig war es nämlich genau so: Am Ende stand die Staatspleite mit all ihren Verwerfungen sowohl für die Bürger des überschuldeten Landes wie auch für die Gläubiger, die einen Totalausfall ihrer Forderungen hinnehmen mussten.
Für Griechenland zählen Reinhardt und Rogoff fünf Pleiten auf. Damit ist das Land aber bei weitem nicht Negativ-Spitzenreiter. Spanien war danach 13 Mal zahlungsunfähig. Allein im 20. Jahrhundert registrierten die Autoren der Studie 128 Staatspleiten.
Auch Deutschland hat mit der tief im kollektiven Gedächtnis verwurzelten Hyperinflation von 1923, die ja nur eine andere Form des Staatsbankrotts ist, seine Schreckenserfahrungen gemacht. Am präsentesten dürfte noch der argentinische Offenbarungseid aus dem Jahr 2002 sein.
Dirk Müller, der als „Mister Dax“ bekannt gewordene Börsenexperte, der durch seine Bücher „Crashkurs“ und „Cashkurs“ auch zum Bestsellerautor wurde, formuliert es völlig desillusioniert: „Staatspleiten sind seit Jahrhunderten Teil des Systems. Wobei ich sie eher Reset nennen würde.“ Also alles wieder auf Null gestellt?
Gewiss geht es nach einer Staatspleite wieder irgendwie weiter. Denn anders als bei der Insolvenz eines Unternehmens, das von der Bildfläche verschwindet und eine begrenzte Anzahl von Angestellten und Gläubigern mit in den Abgrund reißt, sind bei einer Staatspleite Land und Menschen ja noch weiterhin da.
Und müssen es ausbaden: Renten und Gehälter werden nicht mehr gezahlt, Schulen und andere Infrastruktur können nicht mehr finanziert werden.