Hauptstadtflughafen lässt sich beraten und saniert Tegel
Schönefeld (dpa) - Das Berlin-Brandenburger Flughafendebakel hat Zweifel an Politikern in Aufsichtsräten geweckt. Nun holen sich Platzeck und Wowereit externen Sachverstand - und eröffnen eine zweite Baustelle in Tegel.
Am neuen Hauptstadtflughafen sollen nun externe Fachleute helfen, das einstige Vorzeigeprojekt aus der Krise zu führen. Der frühere Chef des größten deutschen Flughafens in Frankfurt, Wilhelm Bender, springt als Berater ein, bis ein neuer Airportchef gefunden ist, wie Brandenburgs Ministerpräsident Matthias Platzeck (SPD) am Mittwoch ankündigte. Den Chefposten hatte der 68-Jährige, der seit 2009 im Ruhestand ist, abgelehnt.
Zudem will sich der Aufsichtsrat unter Platzecks Vorsitz selbst durch Unternehmensberater unter die Arme greifen lassen. Der überlastete Flughafen Tegel sowie der alten Flughafen in Schönefeld sollen mit 10 bis 20 Millionen Euro saniert werden, damit sie bis zur Eröffnung des Neubaus funktionieren.
Zuvor waren Investitionen von bis zu 50 Millionen Euro im Gespräch gewesen, eingerechnet auch ein Terminalanbau. „Ich weiß, dass andere Summen unterwegs waren“, sagte Platzeck. „Aber sei's drum, zehn Millionen Euro sind eine Menge Geld.“ Gedacht ist das Geld laut Flughafengesellschaft vor allem für Tegel, dort etwa für Heizung und Kühlung, die Gepäckabfertigung, Rollwege, Toiletten, weitere Anzeigetafeln und eine Grundreinigung des knapp 40 Jahre alten Terminals. Außerdem will der Betreiber dort das Personal aufstocken.
Noch keine Entscheidung gab es zu einem möglichen Anbau am Terminal C, das der größte Kunde Air Berlin nutzt. Dagegen gibt es in der rot-roten Koalition in Brandenburg Widerstand. Offen bleibt auch, ob vor der Eröffnung die nördliche Start- und Landebahn saniert und die Kapazität des Flughafens erweitert wird, etwa durch weitere Gepäckbänder und Abfertigungsschalter innerhalb des Terminals. Hier will der Aufsichtsrat erst eine neue Verkehrsprognose abwarten. „Klar ist: Wir werden keine unnötigen Risiken im Hinblick auf die Eröffnung des BER eingehen.“
Nach dem Rauswurf des früheren Flughafenchefs Rainer Schwarz soll nun der frühere Fraport-Vorstandsvorsitzende Bender als „Chef-Berater“ an mindestens zwei Tagen pro Woche seinem früheren Kollegen Amann zur Seite stehen. Bender und Amann hatten gemeinsam jahrelang den Ausbau des Frankfurter Flughafens vorangetrieben. Der Vertrag mit Bender werde ausgefertigt, sagte Platzeck. Der Manager stehe zur Verfügung, bis ein neuer Flughafenchef gefunden sei.
Das werde jedoch eine Weile dauern, betonte Platzeck. Bis Monatsende werde ein Personalvermittler unter Vertrag genommen, der umgehend Kandidaten präsentieren solle. „Ich denke, wir werden uns im März Personen angucken können“, sagte Platzeck. Diese seien dann aber vermutlich anderswo unter Vertrag und nicht umgehend verfügbar.
Die Eröffnung des Flughafens war im Januar zum vierten Mal abgesagt worden, weil die Betreiber Technikprobleme, Baumängel und die Folgen von Fehlplanungen nicht in den Griff bekommen. Auf der Baustelle in Schönefeld läuft eine Bestandsaufnahme dazu, welche Arbeiten im Terminal neu geplant werden müssen. Sie laufe bis zum Juni oder Juli, sagte Amann. Parallel werde geplant. Diese Planung müsse nicht neu ausgeschrieben werden. Der Aufsichtsrat trifft sich wieder am 8. März.