Hochtief-Finanzchef Lohr geht mit Millionenabfindung
Essen (dpa) - Kurz vor der Machtübernahme durch den spanischen Konkurrenten ACS räumt beim Essener Baukonzern Hochtief nun auch Finanzchef Burkhard Lohr seinen Posten. Der Manager kann mit einer Abfindung in Millionenhöhe rechnen.
Lohr werde sein Vorstandsmandat mit Wirkung zum 18. Oktober 2011 niederlegen, teilte Hochtief am Montag in Essen mit. Damit mache Lohr von seinem Sonderkündigungsrecht im Zusammenhang mit dem Überschreiten der 30-Prozent-Anteilsschwelle von ACS an Hochtief Gebrauch, hieß es. Bereits vor einer Woche hatte Hochtief-Chef Herbert Lütkestratkötter seinen Rücktritt angekündigt. Beide Manager gelten als überzeugte Verfechter der Unabhängigkeit von Hochtief.
Auslöser des überraschenden Führungswechsels waren in der vergangenen Woche tiefrote Zahlen bei der australischen Hochtief-Tochter Leighton gewesen. Nachfolger an der Hochtief-Spitze soll der 52-jährige Manager Frank Stieler werden, der seit 2009 das Hochtief-Europageschäft verantwortet und als ACS-Wunschkandidat gilt.
In einem Gespräch mit der „Wirtschaftswoche“ betonte der designierte Hochtief-Chef die Eigenständigkeit des Essener Unternehmens auch unter einer künftigen ACS-Mehrheit. „Veränderungen am Portfolio gibt es nur, wenn wir in Essen sie sinnvoll finden“, sagte er dem Magazin.
Der scheidende Finanzchef kann nun ebenso wie Lütkestratkötter mit einer hohen Abfindung rechnen. Der Geschäftsbericht sieht bei Inanspruchnahme des Sonderkündigungsrechts bei einem Kontrollwechsel eine Abfindung von zweieinhalb Jahresbezügen vor.
Bei den im Geschäftsbericht ausgewiesenen Gesamtbezügen von 1,29 Millionen Euro im Geschäftsjahr 2010 kann Lohr eine Zahlung von rund 3,2 Millionen Euro erwarten. Lütkestratkötter erhält nach eigenen Angaben eine Abfindung von 4,08 Millionen Euro.
ACS besitzt nach eigenen Angaben derzeit rund 42,6 Prozent an Hochtief und strebt bis spätestens zum Sommer die Mehrheit an. Bei der am 12. Mai anstehenden Hauptversammlung wird mit einer Kampfabstimmung gerechnet. ACS kritisiert, bei der vorgelegten Liste für die Neuwahlen zum Hochtief-Aufsichtsrat nicht ausreichend berücksichtigt worden zu sein. Nur noch bis zum Donnerstag dieser Woche kann ACS Aktien von Hochtief zukaufen, die dann bei der Abstimmung bei der Hauptversammlung berücksichtigt werden. Da für die Anmeldung der Stimmrechte vor dem Aktionärstreffen eine 21-Tage-Frist gilt, fallen später erworbene Anteilsscheine nicht mehr ins Gewicht.