IAA: Automobilbranche will den Aufbruch
Der Automarkt ist hart umkämpft. Auf der IAA zeigen die Hersteller ihre Neuheiten.
Frankfurt. Jammern ist tabu: Wenn sich die Autobranche in dieser Woche auf der IAA in Frankfurt trifft, wird sie wieder protzen. Zwar kann Europas Absatzkrise nicht ausgeblendet werden. Im Glanz der Scheinwerfer leuchten an den Messeständen aber Hoffnungsträger: PS-starke Sportwagen von Porsche oder Ferrari, der Opel-Konzeptwagen Monza als Sinnbild des ersehnten künftigen Erfolgs und vor allem Hybride und Elektro-Autos.
BMW betritt mit dem Kleinwagen i3 mit Carbon-Karosserie Neuland, VW springt auch auf den Zug auf und bringt den Up und den Golf mit Elektroantrieb. „Elektromobilität ist keine Vision mehr, die E-Autos kommen jetzt auf die Straße“, sagt der Präsident des Automobilverbands VDA, Matthias Wissmann.
Der Markt ist hart umkämpft, alle Hersteller bringen sich in Position. „Die große Begeisterung sehe ich bei den deutschen Autobauern nicht, aber die Angst, bei neuen Technologien den Anschluss zu verlieren“, sagt Experte Stefan Bratzel, Direktor des Center of Automotive Management in Bergisch Gladbach.
Um den Imageverlust zu vermeiden, nehmen die Autobauer viel Geld in die Hand. Zumal die EU immer striktere CO2-Grenzen vorschreibt. Das zwingt die mit dicken Oberklassewagen erfolgreichen Deutschen, Alternativen zu finden. Mut und Investitionen sind gefragt, auch wenn die Lage in Europa schwierig ist. „2013 wird das schlechteste Autojahr der letzten 30 Jahre in West-Europa, in Deutschland werden so wenige Neuwagen verkauft wie seit 1989 nicht mehr“, sagte Ferdinand Dudenhöffer vom CAR-Center Automotive Research. Experten der Beratungsgesellschaft PwC sehen 2013 als Tiefpunkt. Da kommt die IAA gerade recht, um für frischen Schwung zu sorgen.
Wirtschaftlich haben die meisten deutschen Hersteller die Autokrise aber locker gemeistert, im Gegensatz zu Peugeot oder Fiat. VW, Daimler oder BMW fuhren in den ersten sechs Monaten Milliardengewinne ein. Dabei haben die guten Geschäfte in Übersee die Schwäche in der Heimat überdeckt.
Doch neue Anforderungen kommen auf alle Autobauer zu: Das Thema Car-IT ist einer der großen Schwerpunkte bei der IAA. Wissmann erwartet, dass der Traum vom vollautomatischen Fahren in zehn bis 15 Jahren Realität ist. „Das wird die Autoindustrie in ihren Grundfesten erschüttern“, sagte Bratzel. Es sei angesichts neuer Wettbewerber wie Google völlig unklar, welche Hersteller diese Revolution überleben.