Japan-Krise: Experte fürchtet Lieferengpässe
München/Berlin (dpa) - Lieferausfälle japanischer Unternehmen könnten nach Ansicht des Kieler Instituts für Weltwirtschaft (IfW) auch in anderen Ländern zum Problem werden. „Es bedeutet einiges, wenn Chips aus Japan ausfallen“.
Das sagte IfW-Präsident Dennis Snower der „Süddeutschen Zeitung“ (Donnerstag). „Es könnte zu Domino-Effekten kommen, die den gesamten asiatischen Raum erfassen. Und damit auch Autokonzerne und Computerfirmen auf anderen Kontinenten“, warnte er.
„Die Frage ist, wie robust diese Lieferketten sind.“ Viele Konzerne berichteten, dass die Lieferketten immer dünner würden. „Es gibt möglicherweise weltweit viel weniger Zulieferer als vor zehn Jahren.“
ifo-Chef Hans-Werner Sinn sieht für deutsche Unternehmen keine Schwierigkeiten in Folge der Katastrophe. „Japan ist eher ein Wettbewerber als jemand, der uns Rohstoffe liefert, die wir für die Industrie benötigen“, sagte Sinn am Donnerstag in Berlin. Negative Einflüsse durch das Erdbeben, den Tsunami und den Atom-Unfall seien deshalb nicht zu erwarten.
„Das Außenhandelsvolumen Deutschlands mit Japan ist vernachlässigbar“, sagte der Präsident des ifo Instituts für Wirtschaftsforschung in München. „Wir exportieren 1,4 Prozent und importieren 2,7 Prozent.“ Aussagen zur Konjunktur wollte Sinn nicht machen. Er verwies auf die bevorstehende Prognose seines Instituts.
Snower wies daraufhin, dass die Probleme, die zur Finanzkrise geführt hätten, noch nicht gelöst seien. Die Finanzwirtschaft sei nach wie vor von der Realwirtschaft entkoppelt. „Die Lage ist labil. Kommt ein externer Schock, wie der aus Japan, ist das beunruhigend. Wir haben selbst im Aufschwung kein stabiles Fundament geschaffen.“
Mit Blick auf die Weltwirtschaft sieht Snower jetzt vor allem andere Staaten in der Pflicht: „Es muss andere Länder geben, die in dieser Lage stabilisieren, Schwellenländer wie China.“ Die Dynamik gehe von ihnen aus.
Wirtschaftliche Folgen des von der Bundesregierung vorgesehenen Moratoriums bei der Laufzeitverlängerung der hiesigen Atomkraftwerke gibt es Snowers Ansicht nach nicht. „Deutschland ist Exporteur von Energie. Da gibt es genügend Freiraum“, sagte der Ökonom im „SZ“-Interview. Einige Meiler könne man schließen, ihr Anteil an der Energieversorgung sei zu gering. „Wenn man aber alle Kernkraftwerke schließen würde, dann gäbe es eine Lücke.“
ifo-Chef Sinn wies darauf hin, dass Deutschland durch die Abschaltung sieben Prozent seiner Stromproduktion einbüße und damit einen doppelt so hohen Anteil wie Japan in Folge des Atom-Unfalls.