Konjunktur: Abschwung hat begonnen

Die deutsche Wirtschaft schrumpft erstmals seit vier Jahren wieder. Eine Rezession ist aber nicht in Sicht.

Wiesbaden. Die deutsche Wirtschaft ist im zweiten Quartal erstmals seit knapp vier Jahren geschrumpft - doch ein Absturz steht nicht bevor. Zwar bremsen die Finanzmarktkrise, der starke Euro und der hohe Ölpreis das Wachstum.

Das Minus war aber geringer als erwartet und erklärt sich zum Teil als Gegenbewegung zum ersten Quartal, das vor allem wegen des milden Winters und Steuereffekten mit einem korrigierten Plus von 1,3 Prozent gut ausgefallen war.

Die Wirtschaft wird 2008 laut Prognosen robust um knapp zwei Prozent zulegen. Im zweiten Quartal ging das Bruttoinlandsprodukt laut Statistischem Bundesamt real um 0,5 Prozent gegenüber dem Vorquartal zurück.

Auch wenn sich die Zeichen für einen Abschwung mehren, warnen Unternehmer, Bundesregierung und die EU-Kommission davor, die Lage schlecht zu reden. Die Wirtschaft im Euro-Raum schwächelte im zweiten Quartal mit minus 0,2 Prozent zum Vorquartal.

Rechnet man für Deutschland die Zahlen seit Jahresbeginn zusammen, so ergibt sich im ersten Halbjahr ein deutlicher Zuwachs von 1,2 Prozent gegenüber dem vorangegangenen Halbjahr. Die Deutsche Bundesbank sieht daher trotz der eingetrübten Aussichten keinen Anlass zum Konjunkturpessimismus und erklärte: "Die deutsche Wirtschaft muss in den kommenden Monaten eine konjunkturelle Durststrecke überwinden."

"Die Wachstumsabschwächung im zweiten Quartal hatten wir erwartet", erklärte Wirtschaftsminister Michael Glos (CSU). Die Bundesregierung rechnet für 2008 mit 1,7 Prozent Plus - das wäre das dritte Jahr in Folge mit einem starken Wachstum.

Für das Jahr 2009 rechnen viele Experten nur noch mit einem Zuwachs von einem Prozent. Die Nachfrage aus Europa nach Waren "Made in Germany" geht wegen der Schwäche der europäischen Nachbarn zurück.

Für das Minus im zweiten Quartal war auch die Kaufzurückhaltung der privaten Haushalte verantwortlich. Die Konsumausgaben gingen weiter zurück - auch wegen der hohen Inflation, die wegen Preissprüngen bei Öl und Lebensmitteln mit 3,3 Prozent auf dem höchsten Stand seit 15 Jahren verharrt.