Konsumklima bleibt trotz Verunsicherung stabil

Nürnberg (dpa) - Die Verbraucherstimmung in Deutschland ist stabil - Rezessionsängsten, Schuldenkrise und Börsenturbulenzen zum Trotz. Dank des robusten Arbeitsmarktes und steigender Einkommen verharrt der Konsumklimaindex für Oktober erneut bei 5,2 Punkten.

Dies teilte das Marktforschungsunternehmen GfK in Nürnberg mit. „Damit trotzt das Konsumklima im Moment der Verschärfung der Schuldenkrise und einem drohenden Übergriff von den Finanzmärkten auf die reale Wirtschaft in Deutschland“, erklärten die Konsumforscher. Die Verbraucher verunsichere jedoch, dass die Politik noch keine Lösungen für die Euro-Schuldenkrise gefunden habe.

In den vergangenen Monaten hatte sich die Verbraucherstimmung beständig verschlechtert. Doch bei der Befragung, die im September erfolgte, bestärkte die Aussicht auf steigende Löhne und Gehälter die Zuversicht: Aufgrund der guten und stabilen Lage auf dem Arbeitsmarkt hatten die Menschen nicht nur weniger Angst vor Entlassungen, sondern erwarteten auch höhere Einkommen. „Hinzu kommt, dass aufgrund der konjunkturellen Abschwächung der Preisdruck vor allem bei Energie und Rohstoffen voraussichtlich etwas nachlassen und die Inflationsrate nicht weiter steigen wird“, ergänzte die GfK. Der Ende August veröffentlichte Index war noch um 0,1 Punkte auf 5,2 Punkte gesunken.

Nach der aktuellen Befragung halten sich die Befragten mit größeren Ausgaben aber erst einmal zurück - die Anschaffungsneigung sank im September auf hohem Niveau. Und auch die Konjunkturerwartungen gingen nach dem extremen Rückgang im August weiter nach unten.

„Inzwischen fürchten auch die Konsumenten, dass der Krisenvirus von den Finanzmärkten auf die Realwirtschaft übergreifen könnte“, hieß es bei der GfK. Am Vortag war der ifo-Index als wichtiger Indikator für die Stimmung in den Unternehmen zum dritten Mal in Folge zurückgegangen.

Besonders die Reaktion der Politiker auf die Schuldenkrise sorge aktuell für viel Unsicherheit, sagte GfK-Konsumforscher Rolf Bürkl der Nachrichtenagentur dpa. „Der Verbraucher sieht noch nicht, wie der Lösungsansatz aussehen kann.“ Zudem hätten viele Bürger den Eindruck, dass die Politik weder willens noch in der Lage sei, an einem Strang zu ziehen. Bürkl zufolge ist gemeinsames Handeln - auch auf europäischer Ebene - jedoch ein Muss: „Dann, und nur dann, wird auch das Vertrauen der Verbraucher wieder zurückkommen.“

Im Moment spiele die Skepsis gegenüber den Finanzmärkten dem Konsum noch in die Hände. Statt ihr Geld auf die Bank zu tragen, geben viele ihr Erspartes laut Bürkl lieber für größere Anschaffungen wie Immobilien oder Autos aus. „Zumal momentan ja auch noch die Zinsen sehr niedrig sind.“

Der Konsumfachmann erwartet deshalb auch, dass der private Verbrauch in diesem Jahr wie prognostiziert zunehmen wird. „Ich gehe nach wie vor davon aus, dass die 1,5 Prozent Plus zu erreichen sind.“ Erfahrungsgemäß hielten die Menschen zwar ihr Geld zwar eher zusammen, wenn sie sich Sorgen um die wirtschaftliche Entwicklung machten. „Doch momentan sehe ich noch keinen Grund, hier eine Revision vorzunehmen.“

Der Konsum trägt rund 60 Prozent zur Wirtschaftsleistung Deutschlands bei - und wird nach Einschätzung Bürkls auch bei einem möglichen Rückgang der Exporte im kommenden Jahr eine tragende Säule bleiben.

Allerdings warnte Bürkl mit Blick auf die Schlagzeilen in den Wirtschaftsnachrichten auch: „Die ganze Verunsicherung kann natürlich wirklich ins Negative umschlagen.“ In diesem Falle könnte auch - wie vom Handelsverband Deutschland (HDE) befürchtet - das wichtige Weihnachtsgeschäft unter der Kaufzurückhaltung leiden.

Die deutsche Industrie warnte am Dienstag vor unkalkulierbaren wirtschaftlichen Folgen, falls der Euro-Rettungsschirm scheitern sollte. Noch sei die Wirtschaft in guter Verfassung. „Aber es hängen dunkle Gewitterwolken von den Finanzmärkten am Himmel“, sagte Industriepräsident Hans-Peter Keitel beim „Tag der Industrie“ in Berlin. Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) erteilte neuen Konjunkturprogrammen gegen Schuldenkrise und Wirtschaftsabschwung eine Absage erteilt. Es sei falsch, Schulden mit neuen Schulden zu bekämpfen, sagte Merkel auf der Veranstaltung der Industrie.

Unterdessen blicken die amerikanischen Verbraucher wieder ein wenig zuversichtlicher in die Zukunft. Der entsprechende Konjunkturindex stieg im September geringfügig auf 45,4 Punkte, nachdem er im August noch massiv um 14 Punkte auf revidiert 45,2 Zähler abgestürzt war, wie das Conference Board, ein Institut der Privatwirtschaft, in New York berichtete. Allerdings drückt weiter die hohe Arbeitslosigkeit in den USA auf die Stimmung.