Lokführer starten 60-Stunden-Streik

Frankfurt/Main/Leipzig (dpa) - Mit ihrem bisher längsten Streik im aktuellen Tarifkonflikt will die GDL den Druck auf die Bahn-Konkurrenten erhöhen. Die Lokführergewerkschaft startete bei den großen regionalen Wettbewerbern der Bahn einen Ausstand, der 60 Stunden dauern soll - bis in die Nacht zum Donnerstag.

Für Bahnreisende kam es erneut zu Behinderungen. Einen bundesweiten Überblick konnte die GDL am späten Montagnachmittag noch nicht geben. Die GDL im Norden sprach von einer Lokführerbeteiligung am Streik von 70 bis 80 Prozent.

Die Fronten in dem Konflikt sind festgefahren. GDL-Chef Claus Weselsky kündigte in Leipzig an: „Wir werden so lange streiken, bis wir die Arbeitgeber wieder in Verhandlungen haben.“ Die Streikkasse, aus der die Lokführer im Ausstand bezahlt werden, sei gut gefüllt. „Es sollte kein Arbeitgeber darauf setzen, dass der GDL die Luft ausgeht.“

Weselsky sprach von einem Machtkampf. „Wir sind inzwischen schon etwas zu weit, um noch von einer Win-Win-Situation ausgehen zu können. Ich denke, hier gibt es nur einen Gewinner. Und ich habe meinen Leuten versprochen, dass dies die Lokführer sein werden.“

Die Gewerkschaft Deutscher Lokomotivführer (GDL) kämpft um bessere Einkommen für die etwa 6000 Lokführer der Bahn-Wettbewerber. Der Arbeitskampf trifft erneut die großen fünf DB-Konkurrenten Abellio, Netinera (früher Arriva), Benex, Veolia und Hessische Landesbahn sowie deren Töchter. Ausgenommen ist der Wettbewerber Keolis (Eurobahn), der sich jüngst verhandlungsbereit gezeigt hatte.

Erst in der Nacht zu Samstag hatte die GDL einen 48-Stunden-Streik bei den Bahn-Konkurrenten beendet. Die Beteiligung bei diesem Ausstand lag nach Gewerkschaftsangaben bei rund 70 Prozent.

Die GDL will für alle 26 000 Lokführer einheitliche Tarifstandards durchsetzen, etwa bei den Punkten Einkommen und Arbeitszeit. Maßstab dafür ist der sogenannte Rahmentarifvertrag mit dem Branchenführer Deutsche Bahn (DB), den die GDL und der bundeseigene Konzern am vergangenen Freitag festgezurrt hatten. Die DB-Konkurrenz soll dieses Vertragswerk nach dem Willen der Gewerkschaft ebenfalls anerkennen.

Die Tarifeinigung für die rund 20 000 Lokführer der bundeseigenen Deutschen Bahn beinhaltet neben einem Einkommensplus von 2,0 Prozent auch einen Kündigungsschutz und sieht Verbesserungen bei einigen Zulagen vor. Streiks im Fern- und Regionalverkehr des Marktführers sind damit vom Tisch.

GDL-Chef Weselsky kritisierte zudem, die Veolia-Gruppe verschärfe den Tarifkonflikt weiterhin durch Aussperrungen. Insgesamt werde der Druck auf einzelne Lokomotivführer erhöht. Der Umgangston zwischen Unternehmensführungen und den rechtmäßig Streikenden werde „zunehmend rabiater“.

Bestreikte Unternehmen reagierten verärgert auf die neuerlichen Streiks. „Die GDL geht gezielt die Fahrgäste an“, sagte eine Sprecherin des Anbieters Metronom im niedersächsischen Uelzen. Das Unternehmen fühlte sich von der Ankündigung der Lokführer überrumpelt, den Start des Streiks erstmals auf einen Nachmittag zu legen. Man habe davon erst aus den Medien erfahren. Bei Zugausfällen am Morgen habe der Kundenservice rechtzeitig Fahrgäste informieren können.

Eine Sprecherin der Hessischen Landesbahn sagte: „Das Verständnis der Kunden geht immer mehr zurück, wir als Unternehmen werden beschimpft und es ist zunehmend schwieriger, das geradezurücken und auf die Lokführer zu verweisen.“