Ludwig Poullain: „Der Bonus ist ein Frevel“
Was Ludwig Poullain, Bankier alter Schule, von den heutigen Banker-Methoden hält.
Düsseldorf. Ludwig Poullain hat immer ein wenig gegen den Strich gebürstet. Der erste Chef der Düsseldorfer WestLB ist ein Freund deutlicher Worte. Und so hat sich der gebürtige Lüttringhauser auch sehr kritisch mit der Bankenkrise und ihren Folgen auseinandergesetzt. "Was ein progressiver Banker alter Schule von den heutigen Bankermethoden hält", darüber und über die Folgen für die Wirtschaft hat der 89-Jährige vor der Wirtschaftspublizistischen Vereinigung in Düsseldorf gesprochen. "Ich will nicht zum Moralisten werden. Wir waren früher anders, aber nicht besser", schickte er voraus.
Ludwig Poullain über...
"Manchmal habe ich mich bei der Lektüre des Wirtschaftsteils im Sportteil gewähnt angesichts der Rankings über die ertragreichsten Banker. Es wurde einzig der kurzfristigen Rendite hinterhergehechelt."
"Was mich das Fürchten lehrt, ist das Fortbestehen der Ertragsbesessenheit. Die Gier wird sich durch staatliche Dekrete nicht zügeln lassen."
"In meinen Augen ist der Bonus ein Frevel. Noch schlimmer jedoch sind Halteprämien. Damit lässt man sich gegen Geld anketten und übt eine Tätigkeit aus, von der man nicht überzeugt ist."
"Den Mittelstand mit Krediten zu versorgen ist kein öffentlicher Auftrag, sondern ein gutes Geschäft."
"Im Herbst 2010 wird sich ein großer Trichter auftun, wenn die Unternehmen mit Krediten versorgt werden müssen. Die Deutsche Bank allein wird das nicht stemmen können. Die Commerzbank ist nach der Fusion mit der Dresdner Bank noch zu schwach. Die Sparkassen bleiben als Alternative, sind aber regional stark zersplittert."
"Der Fall des Bankhauses Sal. Oppenheim ist für mich ein Beispiel dafür. Die Wandlung von einem ehrbaren Haus seriöser Bankiers zu umtriebigen Bankern vollzog sich innerhalb einer Generation. Nach dem selbst inszenierten Absturz steht die Bank demnächst gleichberechtigt mit der Postbank in den Regalen der Deutschen Bank."
"Auch die Sparkassen tragen Verantwortung für die aktuelle Lage. Die WestLB hat das riskante Derivategeschäft ja quasi stellvertretend für die Sparkassen gemacht."
"Wenn ich Opel höre, dann gehe ich auf die Palme. Was sind 20000 Beschäftigte von Opel bei mehr als vier Millionen Arbeitslosen in Deutschland, wenn man die Chance hat, Überkapazitäten vom Markt zu nehmen?"
"Ich halte das politische System für unfähig, die Staatsverschuldung in großem Umfang zurückzuführen. Was also bleibt, außer dies über Geldentwertung zu erreichen? Wir werden uns an Inflationsraten von fünf Prozent gewöhnen müssen."