Lufthansa will verlustreiche BMI verkaufen
Frankfurt/London (dpa) - Die Lufthansa hat einen Käufer für ihre verlustreiche Tochter British Midland (BMI) gefunden. Es gebe eine grundsätzliche Einigung mit der Muttergesellschaft von British Airways und Iberia, der International Airlines Group (IAG), berichtete Lufthansa am Freitag.
Der zweite Interessent, die Fluglinie Virgin Atlantic des Milliardärs Richard Branson, scheint damit aus dem Rennen. Lufthansa und IAG wollen den Kaufvertrag in den nächsten Wochen unterzeichnen, wie es in Frankfurt und London hieß. Anfang 2012 soll das Geschäft über die Bühne gehen. Allerdings könnte der Verkauf auch noch scheitern - etwa an den Kartellbehörden.
Zum Verkaufserlös wollte die Lufthansa keine Angaben machen. In den Medien war über einen Kaufpreis von 350 bis 460 Millionen Euro spekuliert worden. Im Zuge der Übernahme von insgesamt 70 Prozent der MBI-Anteile vor rund zwei Jahren hatte Lufthansa den früheren Miteignern Michael Bishop und der skandinavischen Fluglinie SAS 261 Millionen britische Pfund (303 Mio Euro) gezahlt.
Die Lufthansa hatte BMI Mitte 2009 übernommen und seither nicht in die Gewinnzone gebracht. In den ersten neun Monaten des laufenden Jahres flog die Tochter einen operativen Verlust von 154 Millionen Euro ein - 71 Prozent mehr als ein Jahr zuvor. Die Unruhen in Nordafrika und dem Nahen Osten hatten die Lufthansa-Tochter schwer getroffen, weil sie viele Flüge in diese Regionen anbietet. BMI betreibt eine Flotte von 47 Flugzeugen und weitere 14 Maschinen bei dem Billig-Ableger BMI Baby.
Die Lufthansa will BMI einschließlich aller Slots abstoßen. Besonders die Slots am Londoner Flughafen Heathrow haben es IAG angetan. Der Standort gilt als wichtiges Sprungbrett für die Transatlantik-Routen. Diese Frage könnte auch ein Knackpunkt bei der Prüfung durch die Kartellbehörden sein. Denn British Airways würde nach der Übernahme über mehr als die Hälfte der Start- und Landerechte in Heathrow verfügen.
Die im Januar aus dem Zusammenschluss von British Airways und Iberia entstandene IAG stellt sich zunehmend auf ein schwächeres Geschäft ein. Die größte Herausforderung seien die hohen Treibstoffkosten, sagte IAG-Chef Willie Walsh. Der Umsatz wuchs im dritten Quartal um zwei Prozent auf 4,5 Milliarden Euro. Der Überschuss ging jedoch um 26 Prozent auf 267 Millionen Euro zurück.