Maggi kocht jetzt auch streng muslimisch
Der Nahrungsmittelriese will den Markt mit „Halal-Lebensmitteln“ erobern.
Frankfurt. Kochstudio auf türkisch: In der Lehrküche von Maggi garen Lammragout, Hähnchen in Granatapfelsauce und Köfte (Hackfleisch) mit Feta-Käse und Minz-Joghurt - ein türkisches Festmahl zum Fastenbrechen nach den Regeln des Islam. Zubereitet werden die Speisen mit Maggi-Produkten von Nestlé. Denn der Nahrungsmittelriese hat den deutschen Markt für seine islam-konformen Waren entdeckt.
Die Mehrzahl der Muslime achtet darauf, dass ihre Nahrungsmittel den Anforderungen des Islam entsprechen. Sie werden unterschieden in "halal" (türkisch helal), was so viel wie geeignet oder zulässig heißt und "haram", "das Unzulässige oder Verbotene". Die bekanntesten Ernährungsverbote für Muslime beziehen sich auf Alkohol und Schweinefleisch, es gibt aber etliche andere Vorschriften.
In Großbritannien oder Frankreich mit ihren großen muslimischen Minderheiten ist der Halal-Markt längst riesig und lukrativ, doch in Deutschland haben sich bislang Konzerne wie Unilever und Nestlé zurückgehalten.
Das bekannteste islam-konforme Produkt dürften die seit 2001 in der Türkei produzierten Halal-Gummibärchen von Haribo sein. Sie werden mit Rinder- statt mit Schweinegelatine hergestellt.
Nestlé will daran anknüpfen und in die vielen ethnischen Supermärkte vordringen. Die Schweizer können dabei auf ihre internationale Erfahrung zurückgreifen, denn von weltweit 456 Nestlé-Werken sind 85 halal-zertifiziert, vor allem im Mittleren Osten, Indonesien, Malaysia und der Türkei.
2009 machte der Konzern mit Halal-Produkten der Marken Smarties, Kitkat, Maggi und Nescafé 5,3 Milliarden Schweizer Franken (4,1 Milliarden Euro) Umsatz. Nestlé hat für seine Produkte ein eigenes Halal-Label entworfen, auf dem auch noch der Spruch "Türk Mali" (hergestellt in der Türkei) prangt
Für den Vertrieb in Deutschland hat sich Nestlé die Dienste einer im türkischen Ethno-Handel etablierten Agentur gesichert, der Ethno IQ Group aus Düsseldorf, die bereits die Haribo-Halal-Bärchen europaweit in die Läden gebracht hat.
Zunehmende Bedeutung gerade in der arabischen Welt haben inzwischen auch einwandfreie Kosmetikprodukte. Längst lassen sich große Konzerne wie Evonik, Merck oder Bayer bestimmte Vorprodukte halal-zertifizieren.
Die Türken ihrerseits sind stolz, dass ein Konzern wie Nestlé auf ihre Bedürfnisse reagiert. "Das ist ein Zeichen der Anerkennung unserer Lebensart", sagt stellvertretend der türkische TV-Journalist Hasan Aka.