Übernahme: Hochtief soll spanisch werden
Florentino Perez, Baulöwe und Präsident von Real Madrid, legt Angebot für den deutschen Baukonzern vor.
Madrid. Real-Madrid-Chef Florentino Perez liebt deutsche Wertarbeit. Aufrecht steht er in seiner Präsidenten-Loge im Bernabeu-Fußballstadion in der spanischen Hauptstadt Madrid, applaudiert euphorisch seinen deutschen Neuerwerbungen Mesut Özil und Sami Khedira.
Nun hat Spaniens mächtigster Unternehmer Hunger auf mehr: Der 63-Jährige will mit seinem Mischkonzern ACS den deutschen Baukonzern Hochtief schlucken, wo er bisher schon mit knapp 30Prozent Großaktionär war. "Wir wollen weltweit die Nummer eins in der Bauwirtschaft werden", lautet Perez’ Marschroute. Und deswegen soll der größte deutsche Bauriese nun auch ins Imperium von Spaniens Herrn der Steine eingefügt werden.
Das sind große Projekte, wie sie der kleine Florentino Perez liebt: Umtriebiger Präsident des berühmtesten und umsatzstärksten Fußballklubs der Welt. Chef eines der mächtigsten Bauunternehmen Europas. Und als Multi-Milliardär einer der reichsten Männer Spaniens. Ein Mann, der offenbar alles, was er anfasst, zu Gold macht.
Die Glückssträhne des dreifachen Vaters begann vor fast 30 Jahren, als der Ingenieur für den symbolischen Preis von einer Pesete eine bankrotte Baufirma kaufte - der Grundstein für sein Bau- und Immobilienreich, das den Kurznamen ACS trägt. Viele Jahre genährt durch den spanischen Bauboom erwirtschaftete ACS auch in 2009, mitten in Spaniens Immobilienkrise noch knapp zwei Milliarden Euro Gewinn. Natürlich ist Perez mit zwölf Prozent auch Großaktionär im eigenen ACS-Hause.
Demnächst, wenn alles nach Perez’ Plan läuft, wird also auch bei Hochtief Spanisch gesprochen. Der "König" Real Madrids hat indes keine Eile mit der Übernahme.
Das bisherige öffentliche Angebot, das für die weit verstreuten Hochtief-Aktionäre nicht besonders attraktiv ist, gilt als taktischer Schachzug: Nachdem er dem deutschen Gesetz mit seiner Offerte Genüge tat, kann der Baulöwe in Seelenruhe Aktien über das bisherige 30-Prozent-Limit hinzukaufen und seine Kontrolle ausbauen. In den nächsten Monaten, heißt es, könne Perez bei Hochtief auf 50 Prozent kommen.
Parallel will Florentino Perez auch bei Real Madrid seinen Ruhm mehren. Bereits von 2000 bis 2006 stand er an der Spitze des Edelvereins. Kaufte für Rekordsummen Stars wie Figo, Zidane und Beckham.
Warf das Handtuch, nachdem die "Königlichen" drei Jahre lang ohne Titel blieben. 2009 ließ sich Perez als "Retter" zurück auf den Thron wählen. Blieb aber in der vergangenen Saison trotz der Rekordverpflichtung des Stürmers Cristiano Ronaldo für 93 Millionen Euro erfolglos. Nun will Perez mit Özil und Khedira auch im Fußball wieder gewinnen.