Metallarbeitgeber: Euro-Krise ist Risiko für Branche
Berlin (dpa) - Die deutsche Metall- und Elektroindustrie bleibt 2011 auf ihrem Aufholkurs, wenn auch mit verlangsamtem Tempo. Die Euro-Krise sei dabei als größeres Risiko zu sehen, sagte der Präsident des Arbeitgeberverbandes Gesamtmetall, Martin Kannegiesser, der Nachrichtenagentur dpa.
Im kommenden Jahr könne die Branche mit einem Anstieg der Produktion von mindestens fünf Prozent rechnen. „2012 wäre dann in der ganzen Breite wieder eine Normalauslastung erreicht.“
Voraussetzung sei aber, dass Europa und seine gemeinsame Währung nicht in neue Turbulenzen gerieten. „Der Kernmarkt bleibt für uns die EU“, dorthin gingen rund 60 Prozent der Ausfuhren, sagte Kannegiesser. „Die EU ist unser Heimatmarkt, deshalb kann man eigentlich nicht mehr von Ausfuhren sprechen.“ Eine Schwäche Europas könne auch von einem stärkeren Export nach China nicht ausgeglichen werden. Steigende Rohstoffkosten könnten die deutsche Exportwirtschaft ebenfalls belasten.
2010 dürfte die Produktion der Metall- und Elektrobetriebe um rund 15 Prozent zugelegt haben. „Wir kommen aber aus einem tiefen Tal, hatten 2009 einen Einbruch von 23 Prozent“, sagte Kannegiesser. „Wir setzen darauf, dass wir Ende 2011/Anfang 2012 wieder das Niveau von 2008 erreicht haben werden.“
In der Branche entstehen langsam auch wieder Arbeitsplätze. Vom Wendepunkt bei der Beschäftigung im April bis Ende Oktober seien per saldo bereits 25 000 Stellen hinzugekommen, berichtete Kannegiesser. In der Wirtschaftskrise waren jedoch 220 000 Arbeitsplätze in den Stammbelegschaften verloren gegangen.
Der Gesamtmetall-Präsident wies den Vorwurf der IG Metall zurück, viele Unternehmen verhinderten durch Leiharbeit, Werksverträge und Arbeitsverdichtung einen stärkeren Aufbau von Beschäftigung. „Das ist so pauschal ungerechtfertigt und auch unfair“, sagte Kannegiesser. Er erinnerte daran, dass in der Konjunkturkrise trotz dramatischer Absatzeinbrüche 95 Prozent der Stammbelegschaften gehalten worden seien.
Im Zusammenspiel mit den Gewerkschaften seien alle Möglichkeiten ausgeschöpft worden, um Beschäftigung zu sichern. „Wir haben dies ausdrücklich als gemeinsame Leistung mit unseren Belegschaften und mit der IG Metall anerkannt die Gewerkschaft bringt kein Wort der Ermutigung und Anerkennung für uns Unternehmer über die Lippen“, so Kannegiesser.
„Jetzt sind wir froh, seit einigen Monaten Schritt für Schritt aus der Krise zu kommen.“ Die Unternehmen seien gerade dabei, ihre Eigenkapitalbasis wieder aufzufüllen. Es sei verständlich, dass Firmen bei unsicherer Auftragslage mit Einstellungen noch vorsichtig seien. „Die Stammbelegschaften zu pflegen, bleibt eine Hauptaufgabe. Denn das kollektive Wissen einer Mannschaft ist mehr wert als die Summe einzelner Köpfe.“
Die Ankündigung der IG Metall, im Frühjahr 2012 mit einer hohen Lohnforderung gehen zu wollen, stieß bei Kannegiesser auf Unverständnis. „Wer dies eineinhalb Jahre vor der Tarifrunde tut, will entweder Unfrieden in die Betriebe tragen oder steht persönlich unter Druck.“ Der baden-württembergische IG-Metall-Bezirksleiter Jörg Hofmann hatte gesagt: „Die Erwartungen der Mitarbeiter werden hoch sein. Im Kern wird es um eine große Prozentzahl gehen.“